Schon Anfang der 1970er Jahre konnte Ayn Rand eine Stimmung in den USA beobachten, die gar nicht zum verkündeten Idealbild des freiesten Landes der Welt passte: „The symptoms of today's cultural disease are conformity, with nothing to conform to – timidity, … - "a kind of obsequious anxiety to please the unknown standards of some non-existent authority…” – Die Symptome der heutigen (1972) kulturellen/ gesellschaftlichen Krankheit sind: Konformität ohne dass es etwas gäbe, womit man konform gehen könnte – Furcht, … - eine Art von unterwürfiger Ängstlichkeit, den unbekannten Standards/ Anforderungen einer nicht existenten Autorität zu entsprechen… / Ayn Rand, Philosophy: Who needs it, a.a.O., S. 220 f.
Die Philosophin geht im weiteren Textverlauf den Ursachen für diesen seltsam gestörten Zeitgeist nach und sie benennt eine Personengruppe, welcher dabei eine entscheidende Rolle zukommt- das sogenannte Establishment aus Politikern, Journalisten, Autoren, Musikern, anderen Künstlern und Intellektuellen. Diese zeichnen sich durch eine Reihe von gemeinsamen Grundhaltungen aus, wobei die Forderung nach mehr materieller Gleichheit zwischen den Gesellschaftsmitgliedern berechtigterweise eine besondere Rolle spielt. Doch wird ein Bogen um die eigentlichen Ursachen der Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten gemacht, welche im kapitalistischen Machtgefüge der aktuellen Mixed Economy liegen. Folglich laufen alle Lösungsvorschläge auf mehr Umverteilung - ausschließlich zu Lasten des Mittelstandes - hinaus - während die rasant wachsenden und politisch instrumentalisierten riesigen Vermögen der Superreichen unbeachtet bleiben.
Dieselbe Inkonsequenz zeigt sich auch im Themenbereich Solidarität und Freundschaft. Dort steht die Ablehnung einer Solidarität auf der Ebene der Nation einem Bekenntnis zu internationaler Solidarität gegenüber, insbesondere mit ärmeren Ländern. Im Widerspruch dazu praktiziert die reale Politik den Schulterschluss mit reichen Ölstaaten, während der Rückständigkeit in Lateinamerika, im Orient und in Afrika seit Jahrzehnten trotz Milliardenhilfen nicht ursachenorientiert begegnet wird, so dass die dortigen Verhältnisse zunehmend ins Chaos abgleiten.
Für die faktische Uniformität der im Zirkel des Establishments „zugelassenen“ Weltanschauungen gibt es seit den 1980er Jahren einen Begriff, nämlich „Political Correctness". Nach den Beobachtungen des Gesellschaftskritikers Noam Chomsky besteht eine Dreiteilung der Gesellschaft. Die Spitze bildet eine winzig kleine Minderheit von politisch offenkundig sehr engagierten Superreichen, das sind „the persons who own the society“, die Personen, denen die Gesellschaft gehört. Eine weitere, ungleich größere Minderheit (die Chomsky allerdings mit 20 % zu groß schätzt) nennt er mit einem Ausdruck des Systems Befürwortern Walter Lippmann „the political class“ oder „specialized class“. Diese Gruppe weist ein über dem Durchschnitt liegendes Bildungsniveau auf und „ (is) playing some role in decision-making“ – spielt eine gewisse Rolle beim Herbeiführen von Entscheidungen. / Noam Chomsky, David Barsamian, How the World Works, New York, London 2011, S. 69
Die Vertreter der „Political Class“ sollen die Welt für die Masse der Bürger in einer vereinfachten, verständlichen Form abbilden und erläutern. Die Bürger sind die „bewildered herd“ – verwirrte Herde, welche aus der abgehobenen Sicht der Mächtigen mit dem Leben in der Zivilisation überfordert ist und von der „Political Class“ in die politisch korrekte Richtung geleitet werden muss. Diesen Part übernehmen die Massenmedien.
Doch der vermeintlich realisierte Ansatz, der große Mehrheit der einfachen Bürger komplizierte Zusammenhänge verständlich und anschaulich zu machen, um sie damit für demokratische Entscheidungen zu wappnen, erweist sich als Bluff. „These sectors of the doctrinal system serve to divert the ... masses and reinforce the basic values: passivity, submissiveness to authority, the overriding virtue of greed and personal gain, lack of concern for others, fear of real or imagined enemies, etc“. - Diese Bereiche des doktrinären Systems dienen dazu, die ... Massen zu unterhalten und die Grundwerte zu (ver)stärken: Passivität, Unterwürfigkeit gegenüber Autoritäten, die sich über alles hinwegsetzende Tugend der Gier und des persönlichen Vorteils, Fehlende Anteilnahme für andere, Furcht vor realen und eingebildeten Feinden usw. / Noam Chomsky, David Barsamian, How the World Works, New York, London 2011, S. 69
Das sind Ziele, die zu den Grundwerten Freiheit und demokratischer Teilhabe im Widerspruch stehen. Dasselbe gilt für die eingesetzten Mittel. Der politische Kurs wird weniger in kontroversen öffentlichen Diskussionen unter Gebrauch rationaler Argumente ermittelt, sondern als vorgefertigte Einheitskost serviert.
Als Propaganda aus der Retorte verrät sich manches Medienschauspiel durch eine Vielzahl emotionaler Appelle. Appelliert wird namentlich an Neid, Geltungssucht, Gier, Angst und die Neigung, andere Personen und Gruppen tribalistisch auszugrenzen und sich moralisch über sie zu erheben. Dafür hat sich im „Newspeech“ ein systematisch negativer Gebrauch von Schlagworten eingespielt, die dadurch zu Reizworten mutieren oder sogar eine Karriere bis zum Totschlagwort durchlaufen. Während sich „populistisch“ (von Lateinisch populus = Volk, Nation) noch auf der erstgenannten Stufe befindet, hat es „extremistisch“ bereits auf die höchste Stufe geschafft. Dabei kann „extrem“ ebenso positive wie negative Erscheinungen benennen, beispielsweise „extrem aggressiv“ oder „extrem liebevoll“. Dagegen steht die von den Medien in Schutz genommene politische Mitte nur sehr vordergründig betrachtet für ein ausgewogenes Urteil, Mässigung in der Art und Offenheit nach allen Seiten. Denn nach Jahrzehnten angeblich gemäßigter Politik kommt ans Licht, worauf sie hinausläuft - auf Unentschiedenheit, auf nicht tragfähige Kompromisse, auf Inkonsequenz und auf Mangel an Nachhaltigkeit. Dieser Grund liegt in einem Mangel an klaren Prinzipien. Wenn die Lösung A richtig und Lösung B falsch ist, so gilt das unabhängig davon, von welcher Person der Lösungsvorschlag kommt - und es gibt zwischen der richtigen und der falschen Lösung keinen Kompromiss. In der Sichtweise der „Political Correctness“ dagegen kann A als richtig oder falsch gelten, je nachdem, von wem der Gedanke kommt – und es kann Kompromisse zwischen A und B geben. Wie auch im Kapitel A 26. „Parteien“ angesprochen wird, gehören politische Kompromisse in die Sphäre der Verhandlungen zwischen Staaten und Gruppen mit unterschiedlichen Interessen, die eine akzeptable Einigung suchen. In der Innenpolitik sind Kompromisse ein negatives Zeichen, da sie sich meistens als Ergebnis eines tribalistischen Gezerres um Einflussmöglichkeiten erweisen – während es korrekter Weise stets um die beste Lösung für die Nation geht.
Innenpolitische Richtungskompromisse entpuppen sich somit als Produkte einer tribalistischen Programmierung, in welcher Verantwortung für die Folgen des eigenen Handelns abgelehnt wird. Das fällt auch leicht, wenn es kein „gut“ und kein „böse“ , kein „falsch“ und kein „richtig“ gibt und alles in einer Grauzone von undefinierten Phänomenen verschwimmt. Dann ist auch jede gute Zielvorgabe verhandelbar und Prinzipien von gestern machen morgen schon dem Ungefähren Platz. Dieser Prinzipienmangel erzeugt jedoch den Entfaltungsspielraum für inoffizielle Macht, also für Willkür (Kapitel A 13. „Schläge unter die Gürtellinie“.
Einrichtung und Erhalt klarer Prinzipien und Maßstäbe, welche die Bürger vor dieser Willkür schützen würden, werden daher, stets unter Vorwänden, immer wieder hintertrieben. Da eine gebildete und urteilsfähige Bevölkerung solche Manipulationen durchschauen würde, wird auffallend wenig dafür getan, die Masse zu qualifizieren und zu emanzipieren. Das beklagenswerte Niveau der öffentlichen Schulen in den USA belegt dies ebenso wie dasjenige in den Medien.
Professor Noam Chomsky benennt realistisch das eigentliche „politisch korrekte“ Ziel des „westlichen“ Systems, welches darin besteht, die Masse der Bürger davon abzuhalten, sich in die Entscheidungsfindungen der politischen Klasse einzumischen. – „They are supposed to follow orders and to keep out of the way of the important people“. – Es wird erwartet, dass sie Anordnungen befolgen und den wichtigen Personen nicht in den Weg zu kommen. / Noam Chomsky, David Barsamian, ebenda .
In diesem System werden Meinungsabweichler benachteiligt und gemieden sowie von Entscheidungsprozessen ferngehalten. Das gilt nicht nur für die unmittelbare politische Arena einschließlich Verwaltung und Medienlandschaft, sondern generell für alle Bereiche des öffentlichen Lebens im weitesten Sinne.
Wer zu den wichtigen Personen der „Political Class“ dazugehören möchte, muss sich an die Vorgaben der „Political Correctness“ und an das zugehörige Vokabular halten. „That means they have to have instilled in them the beliefs and doctrines that will serve the interests of private power. Unless they can master that skill, they`re not part of the specialized class.“ – Das bedeutet, sie müssen die Glaubensbekenntnisse und Lehrmeinungen, welche den Interessen privater Macht dienen, verinnerlicht haben. Wenn sie diese Fertigkeit nicht beherrschen, gehören sie nicht zur spezialisierten Klasse. / Noam Chomsky, Media Control, Erstveröffentlichung New York 1991, Ausgabe New York 2002, S. 19. –
Ayn Rand (1905 bis 1982) hat die Prägung des Begriffs oder besser des Unworts „Political Correctness“ gegen Ende der 80er Jahre nicht mehr erlebt, umso höher ist ihre analytische Gabe einzuschätzen, mit welcher sie die Anzeichen bereits rund 15 Jahre vorher klar erkannte. Es ist ein anwachsender Konformitätsdruck, dem sich die Bürger - leider - mehrheitlich autoritätshörig beugen. Den seelischen Zustand ihrer Zeitgenossen kommentiert sie zusammenfassend so: „Psychologically, this is the cultural atmosphere of a society living under censorship. –"But there is no censorship in the United States.” – „Psychologisch ist dies die kulturelle / gesellschaftliche Atmosphäre einer Gesellschaft, die unter Zensur lebt. – Aber es existiert keine Zensur in den Vereinigten Staaten. / Ayn Rand, Philosophy: Who needs it, a.a.O., S. 221
Noam Chomsky war der erste bedeutende Kritiker, der die tatsächliche Zensur seitens der Politik und der Mainstreammedien als solche klar ansprach. „The smart way to keep people passive and obedient is to strictly limit the spectrum of acceptable opinion, but allow very lively debate within the spectrum of acceptable opinion ...“ – Die clevere Art, die Menschen passiv und gehorsam zu halten, besteht darin, das Spektrum akzeptierbarer Meinung zu begrenzen, aber innerhalb dieses Spektrums sehr lebendige Debatte(n) zu erlauben / Noam Chomsky,The Common Good
Die Welt der „korrekten“ Politik funktioniert als dezentrales, automatisches System. Sie muss das auch aus psychologischen Gründen – zwar laufen Politiker an einer Leine, indem keiner aus dem System ausbrechen kann, aber schon aus Gründen der notwendigen Diskretion kann es nicht sein, dass der einzelne nichts weiter als eine Marionette darstellt, die auf Anweisung von oben funktioniert. Das tatsächlich realisierte System einer limitierten Autonomie setzt jedoch voraus, dass die – aus Sicht der Mächtigen – richtigen Personen an den politischen Schaltstellen sitzen und überhaupt nur solche in die politische Arena gelassen werden, welche die weltanschaulichen Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Dieses System, einmal in Gang gebracht, stabilisiert sich von selbst, indem personelle Neuzugänge stets nur aus dem Pool von Gleichgesinnten rekrutiert werden.
Auch wer einmal in die „Specialized Class“ aufgenommen wurde, hat damit keine Lizenz für freies unabhängiges Denken jenseits der vom Mainstream gesetzten Limits. Argwöhnische gegenseitige Beobachtung innerhalb des Establishments stellt einen stark systematischen Mechanismus dar, indem Personen mit abweichender Sicht isoliert und bei Hartnäckigkeit schließlich wieder aus der „Specialized Class“ rausgemobbt werden. Klassische Opfer waren in den USA der 1960er Jahre der - in der Tat reichlich exzentrische, aber nicht in allen Ansichten falsch liegende - Senator und Präsidentschaftskandidat Barry Goldwater und in Deutschland der ehemalige IWF-Direktor Horst Köhler (*1943), der von 2004 bis 2010 das Amt des Bundespräsidenten bekleidete. Köhler beendete seine zweite Amtszeit durch Rücktritt aufgrund von Dissonanzen mit den politischen Kräften.
Ob auch sein Eintreten für eine faire Partnerschaft mit Afrika (schon damals im Widerspruch zu Konzerninteressen) zu den „Sünden“ zählte, welche ihm die Mächtigen übelnahmen, mag offenbleiben. Auf jeden Fall machte er sich mit drei anderen Aktionen bei diesen unbeliebt:
Er weigerte sich, ein Gesetz zur Privatisierung der Deutschen Flugsicherung DFS zu unterzeichnen, da es nach seiner Meinung nicht verfassungskonform war.
Er sprach sich angesichts der Finanzkrisen für eine „Bändigung“ der Finanzmärkte und des „Finanzkapitalismus“ aus (nachzulesen bei Wikipedia Horst Köhler).
Er bekannte sich - ausdrücklich unterschieden von Nationalismus – zu einem moderaten Patriotismus, der mit Weltoffenheit harmonisiert (Genaueres im Kapitel A 26. „Parteien“).
Das Funktionieren des Konformitätdrucks wird auch durch die Psychologie des persönlichen Interesses gewährleistet. Die Motivation, dem Establishment angehören zu wollen, schiebt eventuelle idealistische Motive und Vorsätze (oft schrittweise) beiseite. Autonom urteilende Abweichler stören die Selbstzufriedenheit dieser Angepassten und allgemein deren psychische Harmonie, namentlich durch Erinnerung an eigenen ehemaligen Idealismus.
Die gegenseitigen Begünstigungen in diesem Beziehungsgeflecht bestehen im einfachsten Fall im Zutritt zu Ämtern, Aufsichtsratsposten, anderen Einnahmequellen und in der Befürwortung einer Wahlkandidatur. Diese Art von selektiver Personalpolitik ist so alt wie das Prinzip Herrschaft – die bereits Etablierten nehmen Gleichgesinnte in ihren Zirkel auf oder versammeln diese auf einer Stufe unter sich. Für alle anderen heißt es wie für Hunde vor dem Einkaufsmarkt, „Wir müssen draußen bleiben“.
Bereits vor rund 50 Jahren konnte Ayn Rand einen Mechanismus beobachten, durch den die Medienpropaganda des Mainstream eine Verstärkung erfährt – in riesigem Umfang und auf Kosten des Steuerzahlers . Es sind staatliche Fördergelder, mit denen namentlich im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich besondere Aufsätze, Bücher und andere Schriften mit Geldzuwendungen belohnt werden. „A preliminary check turned up 70.000 grants and contracts at the Department of Health, Education and Welfare and 10.000 within the Manpower Administration of the Labor Department. Thousands of additional behavioral projects,... , also " being financed by the Defense Department, and the Atomic Energy Commission.“ – Eine überschlägige Überprüfung hatte 70.000 Einzelförderungen und Verträge (allein) im Ministerium für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt entdeckt sowie 10.000 in der Abteilung für Arbeitskraft Verwaltung des Arbeitsministeriums. Tausende weiterer Verhaltens(forschungs)projekte werden vom Verteidigungsministerium und der Atomenergiekommission finanziert. Ayn Rand, Philosophy: Who needs it, New York 1984, S. 223
Diese Schwemme von Fördermitteln begünstigt jedoch vorrangig diejenigen, die bereits den unsichtbaren Filter der „Political Correctness“ passiert haben, indem sie über Rezensionen in den Medien und sonstige publizierte Reputation verfügen. Das ist simple Psychologie: Ein Sachbearbeiter oder ein Gremium, der/ das in einem einzelnen Antragsfall über die Vergabe einer Förderung entscheiden soll, hat ausser eigenem Urteilsvermögen und eventueller Fachkompetenz keine andere Entscheidungsgrundlage als die bereits vorliegende Reputation des Bewerbers. So werden durch öffentliche Förderung diejenigen noch einmal gepusht, die bereits von den Medien gepusht wurden.
Das Machtsystem des Großkapitals liefert „politisch korrekte“ Entscheidungen sehr weitgehend ohne Eingriffe oder Weisungen von oben. Wie die Milgram-Experimente deutlich gemacht haben, lassen sich Menschen, so auch die Mitglieder des Establishments, sehr leicht im „Agentic State“ halten und tendieren dann zu ausgeprägter Konformität. Hierbei handelt es sich um eine uralte tribalistische Disposition, deren Ursprung im Zusammenhang mit der Ur-Angst steht, der Angst, nicht dazuzugehören. Diese Angst verstärkt die ohnehin vorliegende Bereitschaft zur widerspruchsfreien Einordnung .
Der Bürger kann die Abläufe innerhalb des Establishments nur in gefilterter Form beobachten. Aus dieser benachteiligten Perspektive ist zwar kaum Einblick in Details, mit etwas Übung aber ein Überblick möglich. Vorab gilt es, sich die Natur eben dieser Filter und Hindernisse bewusst zu machen.
Ein typischer Filter wird durch den Fernsehreporter versinnbildlicht, der vor einem Konferenzgebäude steht und ein politisches Treffen kommentiert, zu welchem er selbst und seine Berufskollegen keinen Zutritt haben. Dem Reporter stehen also nur Aussagen in einer Pressekonferenz zur Verfügung.
Auch Politiker sind Einschränkungen des Informationszuganges unterworfen. Dies war nach inoffiziellen Aussagen von Abgeordneten der Fall, als ihnen die – die Konzernmacht weiter steigernden - Textentwürfe der TTIP-Verträge zwischen den USA und der EU während der Obama-Präsidentschaft zugänglich gemacht wurden - ohne die Genehmigung, Passagen abzufotografieren oder sonstwie Kopien zu erstellen. Eine gründliche und ruhig abwägende Auseinandersetzung mit der Materie war unter solchen Umständen stark eingeschränkt. Für die Öffentlichkeit blieben die Texte geheim, indem die Medien nur Andeutungen verbreiteten.
Politische Debatten um wichtige Themen werden von synchronisierten, konzertierten Medienkampagnen mit meistens auffallend limitierter Bandbreite der veröffentlichten Ansichten und Interpretationen begleitet. Diese münden im Regelfall in eine Gesetzgebung, Massnahme oder eine wichtige Entscheidung ein, oft eine personelle Entscheidung . In Deutschland war dies z. B. bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns und bei der Riesterrente (siehe Kapitel A 5. „Kollaboration zwischen Staat und Kapital“) der Fall, in den USA z. B. beim Watergate-Skandal, welcher Präsident Richard Nixon zum Rücktritt zwang.
Befunde aus den von Edward Snowden geleakten Daten der NSA – wie etwa die technische Möglichkeit, die freien Meinungsaustausche in den sozialen Netzwerken im Bedarfsfall im Großen Maßstab in einen manipulierten Status überführen zu können - (siehe z.B. Wikipedia Edward Snowden) führen zu dem Schluss, dass die eigentliche Zielgruppe des Überwachungssystems die Bürger selbst sind, deren Ausscheren aus dem Meinungs-Mainstream zu verhindern ist. - Eine anderslautende Einschätzung würde in einem grotesken Widerspruch zu den realen Machtverhältnissen stehen.