Donald Trump korrigiert bereits den Kurs der Geschichte - Teil 2

Von CrisHam, 3. Januar 2025

Die begrenzte türkische Integrationskraft

Obwohl die Türken den Islam bereits vor über 1000 Jahren von den Arabern übernommen haben, war dessen Reformresistenz ein entscheidendes Hindernis bei ihren Expansionsbestrebungen in den arabischen Raum. Das Osmanische Reich hat diese Länder ab etwa 1500 zwar schrittweise miltärisch unterworfen und administrativ beherrscht. Aber eine tatsächliche Integration in die türkische Kultur scheiterte am Islam,dessen heilige Schriften und heilige Stätten tief in arabischer Identität verwurzelt sind. Der Koran hat arabischen Einfluss in die türkische Kultur transportiert, kaum umgekehrt. Die Befreiung ihrer Länder von 400-jähriger türkischer Herrschaft im 1. Weltkrieg konnte den Arabern zwar nur mit europäischer Waffenhilfe gelingen, doch das dabei gestürzte Osmanische Reich war bis zum Ende ein in sich ungefestigtes Staatsgebilde.

Wenn, wie Trump kürzlich mit Blick auf Syrien bemerkte, Erdogans Ambitionen Richtung einer Wiederherstellung des Osmanischen Reiches auf arabischem Gebiet gehen, hat dieser allen Grund, die genannten Lehren aus der Geschichte zu beachten. Mit militärischen Mitteln allein läßt sich langfristig keine politische Ordnung stabilisieren. 

Von solchen Einsichten sind die HTS-Kämpfer in Damaskus noch weit entfernt. Nach ihrem Erfolg gegen Assad haben sie Parolen gepostet, für die sie zwar offensichtlich seit Langem programmiert worden sind, die seit der Wende aber eigentlich auf Eis liegen müssten. Da wurde verkündet, nach Damaskus als nächstes die islamischen heiligen Stätten in Jerusalem, Mekka und Medina (Saudi-Arabien) erobern zu wollen.1)  

Solche Ambitionen müssen deshalb vorerst zurückgestellt werden, weil sich Trumps Reformabsichten auch auf die Propagandabereinigung der Medienwelt und auf die Kontrolle des Sicherheitsapparates aus Militär und Geheimdiensten erstrecken. Die Zeiten, in denen die Türkei auf die bedingungslose Unterstützung durch diese Kräfte rechnen konnte, gehen zu Ende. 

Die authentische Zukunft der Türkei liegt in der friedlichen Integration der mittelasiatischen Turkstaaten – ohne die expansiven Ambitionen in Richtung des chinesischen Sinkiang, die für kritische Beobachter seit vielen Jahen erkennbar sind. Denn das mediale All Inclusive Paket für die Türkei umfasst auch sehr umfangreiche und hartnäckigen Medienkampagnen gegen China, konkret dessen Politik gegenüber den Uiguren in der Provinz Sinkiang. Auch die Uiguren gehören zu den turksprachigen Völkern und Sinkiang grenzt an Kasachstan und Kirgistan, zwei Mitglieder der Organisation der Turkstaaten. 

Von den über 3.600 Jahren chinesischer Geschichte befindet sich Sinking jedoch seit über 2000 Jahren unter chinesischem Einfluss. Wie bei jedem großräumigen Staat ging und geht es in den Randgebieten um ein Gleichgewicht zwischen Integration und Kontrolle. Diese lose, aber großräumige Kontrolle war im vorrangigen Sicherheitsinteresse des Gesamtstaates alternativlos.

 

Demokratische Erneuerung der freiheitlichen Zivilisation

So wie seine autokratisch ambitionierten Herausforderer muss sich auch der gesamte judeo-christliche Kulturraum der neuen Lage anpassen. Nachdem die Epoche des unaufrichtigen Versteckspielens und der künstlichen Verzerrungen - voraussehbarer Weise - in ein sicherheitspolitisches Chaos geführt hat, geht es nun darum, den stabilisierenden Prinzipien der freiheitlichen Demokratie wieder zu voller Wirksamkeit zu verhelfen. Dabei erweist sich die gefährlich unterentwickelte Solidarität innerhalb des europäisch geprägten Kulturraums, die man für eine angeborene Charakterschwäche halten könnte, als ein künstliches, gegen die eigenen Nationen gerichtetes Propagandaprodukt. 

Der Solidaritätsmangel ist zugleich das Spiegelbild einer liegengebliebenen innereuropäischen Integration. Die USA haben gezeigt, wie Einwanderer aus allen Teilen Europas innerhalb von zwei bis drei Generationen zu Amerikanern geworden sind. Dagegen hat die bis heute unzureichend demokratisch legitimierte EU-Kommission in vielen Jahrzehnten auch nicht im Ansatz etwas Vergleichbares zuwege gebracht. Vielmehr zeigen u. a. die Separationstendenzen in Katalonien und der Brexit in Richtung Desintegration. Schlimmer noch deutet die falsch verstandene Hilfe im Ukrainekrieg auf irrationale Suizidgefährdung hin. 

Statt Konzepte zu entwickeln, mit deren die beträchtlichen Sprachbarrieren zwischen den europäischen Nationen abgebaut werden, haben sich die Kommissare auf die Emission einer absurden Vorschriftenflut verlegt, welche die Wirtschaft behindert und Freiheiten beschneidet.

Die 2009 gegründete Organisation der Turkstaaten kann der EU in Sachen Sprachintegration als Vorbild dienen. Am 11. September 2024 trat die Turkic World Common Alpahabet Commission zu einer Konferenz in Baku/ Aserbaidschan zusammen, wo sie ein gemeinsames lateinisches Alphabet mit 34 Buchstaben präsentieren konnte.

Der Mediensektor im EU-Raum und im gesamten freien Westen  benötigt Reformen noch dringender. Feige Selbstzensur vieler Journalisten2) und Einflussnahme der Geldmacht haben den Informationssektor geschwächt und vom Kernprinzip der Pressefreiheit weggeführt. Im Rahmen der anstehenden Demokratiereform ist auch diese elementare Freiheit wiederzubeleben. Die desaströse internationale Sicherheitslage und gesellschaftliche Desintegrationserscheinungen in den westlichen Gesellschaften zeigen die Dringlichkeit, mit der ein nicht von Meinungsoligolpolen verfälschter Markt der Ideen wiederhergestellt werden muss – Grundlage einer tatsächlich freien Evolution der Ideen, politischen Konzepte und gesellschaftlichen Modelle.

Vor allem kommt der Wiederbelebung einer authentischen Pressefreiheit eine Schlüsselrolle bei der Lösung der internationalen Krisen und militärischen Konflikte zu. Auch der Ukrainekrieg konnte nur im desorientierenden westlichen Medienambiente zu den jetzigen Dimensionen eskalieren. Im Ping-Pong mit Putin war es MIC-Militaristen möglich, die Menschen in Europa am Lernen aus zwei verheerenden  Weltkriegen zu hindern und sie „sanft“ einem dritten entgegenzuführen. Rechnet man korrekt den wenig bekannten Krimkrieg gegen Russland (1853-1856) hinzu, wäre dies der vierte große Bruderkrieg zwischen den Nationen der europäisch geprägten Zivilisation geworden – und hätte mit größter Wahrscheinlichkeit deren Ende auf dem Friedhof der Geschichte bedeutet.

Unter Trumps Initiative werden die Kriegsparteinen bald an den von der ukrainischen Regierung am 17. Mai 2022 unverantwortlich verlassenen Verhandlungstisch zurückkehren – wenn die Europäer das nicht mit fortgesetzten Waffenlieferungen verhindern. Für die inzwischen ungünstigere Verhandlungsposition und für die Hundertausende gefallener Soldaten können sich die Ukrainer bei ihren fehlgeleiteten amerikanischen und europäischen Freunden bedanken, die gegen verschiedene Grundprinzipien verstoßen haben. Das war zuvorderst der absolute Vorrang der Solidarität innerhalb Europas unter Einschluss Russlands. Diesem zufolge kam den nicht kriegsbeteiligten Europäern im Ukrainekrieg alleine eine Rolle als Schlichter und Vermittler zu.

 

Sicherheit in der Peripherie kontinentalgroßer Staaten

Das zweite verletzte Prinzip betrifft die besondere Sicherheitslage in den Randgebieten sehr großer Staaten – wie im oben erwähnten historischen Beispiel Chinas. Besonders drastisch trat dieses Phänomen in der Kubakrise von 1962 zu Tage, als die Kennedy-Administration der Sowjetunion ein Ultimatum stellte, die Installation von Atomraketen auf der Karibikinsel zu stoppen und rückgängig zu machen. Die Sicherheitsinteressen der USA erhielten damit Vorrang vor Kubas Souveränitätsanspruch, über Maßnahmen auf dem eigenen Territorium allein zu entscheiden. Die gleiche Sicherheitspriorität kann Russland auch in Bezug auf die Ukraine beanspruchen. Dies gilt umso mehr, als deren Trennung von der Sowjetunion 1991 in freundschaftlicher Absprache erfolgte. Doch seit 2014 wurden die seit über 1.000 Jahren bestehenden russisch-ukrainischen Bindungen nicht nur wie vorgesehen gelockert, sondern in eine antirussische Politik verwandelt. Dies war ein destabilisierender Vertrauensbruch, der die Frage der oben erwähnten Sicherheitspriorität aufwarf. Hätten die Russen im Laufe ihrer langen gemeinsamen Geschichte starken Integrationsdruck ausgeübt, wäre die ukrainische Sprache entweder längst ausgestorben oder die Ukrainer hätten versucht, dem Druck durch Abspaltung in einem unabhängigen Staat zu entgehen. Das hätte jedoch die Verwundbarkeit gegenüber den episodisch aus dem Süden und Osten vordringenden Reitervölkern in inakzeptablem Maße erhöht.

 

Die Steigerung  der Verleumdung zur kulturellen Vernichtung 

Dieses bewährte kulturelle Gleichgewicht haben die ultranationalistischen Regierungen in der Ukraine seit 2014 zerstört, indem sie die große russischsprachige Gruppe einem starken und schrittweise ins Absurde gesteigerten Anpassungsdruck ausgesetzt haben. „Bis 2016 hatte die Ukraine 51.493 Straßen und 987 Städte und Dörfer umbenannt …“3)

2017 wurde das Erziehungsgesetz verabschieded, 2019 das Sprachengesetz. Diese schränken die Verwendung der russischen Sprache in immer mehr Bereichen des öffentlichen Lebens ein, bis hin zur Etikettierung von Produkten und zum Filmton in Kinos. 2023 kam ein Gesetz hinzu, welches das Russische aus allen geographischen Namen verbannt. Die Begündung lautet, dass diese Namen „einen Erobererstaat symbolisieren“ würden.3) 

Aufschlussreicher Weise hat diese kulturelle Barbarei eine ideologische Entsprechung bei verschiedenen Djihadisten im Nahen Osten. Außer den Zerstörungsexzessen durch den IS betrifft das auch den Unterrichtscanon in den palästinensischen UNRWA-Schulen. Dieser letztere zeigt, dass das Ziel weit über eine Verbiegung der Geschichte hinaus in einem kulturellen Genozid besteht, indem alle Erinnerungen an die jahrtausendealte jüdische Geschichte in Palästina ausgelöscht werden sollen. In einer fundierten Analyse solcher Schulbücher heißt es: >The schoolbooks in UNRWA use are devoid of any recognition of the Jews' historical ties to the land. "…[The occupier] has built for himself an artificial entity that derives its identity and the legitimacy of its existence from fairy tales, legends and phantasies and tried in various methods and ways to create living material evidence for these legends, or archaeological [and] architectural proofs that would attest to their correctness and authenticity, but in vain."(Arabic Language – the Academic Track, Grade 10, Part 2 (2020) p. 68)< - Die von der UNRWA verwendeten Schulbücher sind frei von jeglicher Anerkennung der historischen Bindungen der Juden mit dem Land. „… Der Besatzer hat für sich ein künstliches Gebilde erschaffen, das die Identität und Legitimität seiner Existenz aus Märchen, Legenden und Phantasien herleitet und verschiedene Methoden und  Wege versucht hat, lebendes Beweismaterial für diese Legenden oder archeologische (sowie) architektonische Beweise zu kreieren, welche die Richtigkeit und Authentizität beweisen, aber vergeblich.“4)

Medienpropaganda und „wohltätige“ Organisationen haben dafür gesorgt, dass der absurde Genozidvorwurf der UNO gegen Israel weltweiten Zuspruch findet. Diese verleumderische Schuldzuweisung bereitet in Verbindung mit dem Auslöschen der Erinnerung an die historischen Wurzeln des Judentums in Palästina einen extrem destruktiven Nährboden – den für einen „gerechtfertigten“ abschließenden Genozid. Die Hamas-Charta von 1988 zitiert dazu in Artikel 7 aus dem Koran: „The Prophet, Allah bless him and grant him salvation, has said: The Day of Judgement will not come about until Muslims fight the Jews. When the Jew will hide behind stones and trees, the stones and trees will say, “O Muslims, O Abdulla, there is a Jew behind me, come and kill him.“ - Der Prophet – Gott segne ihn und schenke ihm Heil-, sprach: „Der Tag des Gerichts wird erst kommen, wenn die Muslime die Juden bekämpfen. Wenn sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, werden die Bäume und Steine sprechen: „Oh Muslime, oh Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt. Kommt und tötet ihn!“5) 

Referenzen

  1. https://www.oneindia.com/videos/jerusalem-next-syria-hts-chief-julani-vows-capture-al-aqsa-mecca-011-4203344.html
  2. https://www.pewresearch.org/politics/2000/04/30/self-censorship-how-often-and-why/
  3. https://www.wsws.org/en/articles/2023/04/06/fidb-a06.html
  4. https://www.terrorism-info.org.il/app/uploads/2024/05/E_114_24.pdf
  5. https://www.jewishvirtuallibrary.org/hamas-covenant-full-text