Natürlich haben die Kapitalisten die sozialistische Bewegung von ihren ersten Anfängen an gefürchtet. - Als der Sozialismus im 19. Jahrhundert erstarkte und Vordenker wie Karl Marx Philosophien vorlegten, welche sie moralisch unter Druck setzten, war für die Geld Dynastien trotz ihres wirtschaftlichen Potenzials nicht entfernt daran zu denken, die gegen sie gerichtete linke Bewegung in direkter Konfrontation zu stoppen. So blieben allein indirekte Möglichkeiten. Die Unausweichlichkeit einer Auseinandersetzung ließ den Herrschern des Großkapitals als fast alternativlose Chance eine präventive Initiative, mit welcher sich Ort und Zeitpunkt bestimmen und die Stoßrichtung der Kräfte von sich selbst weglenken ließen. Bei der Wahl des Schauplatzes ging es namentlich darum, den Konflikt von der kapitalistischen Hochburg USA fernzuhalten.
Das industriell rückständige und aus marxscher Perspektive für einen sozialistischen Umsturz völlig ungeeignete Russland war aus gerade diesem Grund aus kapitalistischer Sicht ideal - und Lenin war für die Durchführung der perfekte Mann – ein rücksichtsloser, demagogisch begabter Machtmensch mit ideologisch verengtem Horizont.
Allein in dem bis 1922 andauernden Bürgerkrieg zwischen den Leninisten (Bolschewiki) und Demokraten (Menschewiki) kamen zwischen 5 und 9 Millionen Menschen um. Mit dieser abschreckenden Kulisse des nun angeblich marxistischen Russland im Hintergrund konnten die Kapitalisten ihre Position in den USA mittels groß angelegter Kampagnen gegen alle Personen und Organisationen festigen, welche den Ideen von Karl Marx aufgeschlossen waren.
Die erste dieser mediengestützten Propaganda Wellen wurde später First Red Scare genannt – Erstes rotes Schreckbild. Sie folgte unmittelbar auf die Oktoberrevolution von 1917 und dauerte bis 1920. Der Politologe Murray B. Levin kommentierte die Vorgänge als „... a nationwide anti-radical hysteria provoked by a mounting fear and anxiety that a Bolshevik revolution in America was imminent - a revolution that would change Church, home, marriage, civility, and the American way of Life“-... - „eine das ganze Land erfassende, anti-radikale Hysterie, die von einer wachsenden Furcht und Ängstlichkeit ausgelöst wurde, dass eine bolschewistische Revolution in Amerika drohen würde – eine Revolution, welche Kirche, Heim, Ehe, zivilisierte Umgangsformen und den amerikanischen Lebensstil verändern würde. / Murray B.Levin: Political Hysteria in America: The Democratic Capacity for Repression, 1971, Basic Books, ISBN 0-465-05898-1. OCLC 257349, S. 29
Die Pressekampagnen hatten zusätzlich eine gegen - meistens aus Osteuropa stammende - Neueinwanderergerichtete Seite, welche als “hyphenated Americans” einer Stigmatisierung ausgesetzt waren, wie zuvor Deutschstämmige unter der Propaganda des Creel Committee. Für die heranwachsende amerikanische Nation waren das integrationsfeindliche Störeinflüsse.
Auch langfristig entsprach die Entwicklung in Sowjetrussland den Interessen der Kapitalisten, entpuppte sich doch der Leninismus und später Stalinismus auch wirtschaftlich als ein System, das niemals mit einer halbwegs intakten Marktwirtschaft mithalten kann – was sich als hervorragende Grundlage für eine den Kapitalismus preisende und gegen alle von Marx stammenden Ideen gerichtete Propaganda eignete. Die Botschaft lautete sinngemäß: “Der Kapitalismus ist dem marxistischen Pleite System klar überlegen”. – Das war allerdings ein doppelte, absichtlich verwirrende Begriff Verdrehung, ein glatter Etikettenschwindel.
Der korrekte zeitgeschichtliche Befund lautet nämlich: Sogar die durch den Kapitalismus massiv geschwächte Marktwirtschaft war und ist dem leninistischen Pleite System überlegen.
Nach dem oben erwähnten First Red Scare (1917 bis 1920) folgte nach langer Unterbrechung der Second Red Scare von 1947 bis 1957. Dieser brachte die Lüge vom überlegenen Kapitalismus noch tiefer ins Bewusstsein der Bürger ein - als Immunschutz gegen jede echte Kapitalismuskritik und gegen alle von Karl Marx stammenden Ideen. Mit dem Fall des „Realen Sozialismus“ (zwischen 1989 und 1991) in Osteuropa konnte diese Verfälschung noch einmal propagandistisch aufgefrischt werden.
Seither sind von der ehemals großen Gruppe tatsächlich planwirtschaftliche Länder außer China (inzwischen überwiegend marktwirtschaftlich) und Vietnam noch Kuba, Nordkorea und der Jemen übrig. Namentlich in Gestalt der großen Karibikinsel verfügen die Kapitalisten auch weiterhin über einen „Lieblingsfeind“, dessen Schwächen über die Medien nach Belieben präsentiert werden können.
Über die Propagandafeldzüge der vom Grosskapital beherrschten Medienlandschaft kann man leicht vergessen, dass die USA keinen kapitalistischen, sondern einen fair marktwirtschaftlichen Ursprung Haben und dass sich in der freiheitlichen Demokratie binnen weniger Jahrzehnte eine neue Nation geformt hatte, welche während des 19. Jahrhunderts in einem historisch beispiellosen Tempo zur führenden Wirtschaftsmacht aufsteigen konnte. Auch aus dieser originären Sicht der USA als einer freiheitlichen Nation und Demokratie stellte das abschreckende Beispiel des unfreien, undemokratischen und wirtschaftlich floppenden Sowjetrussland eine grosse Chance dar - um Demokratie und freie Marktwirtschaft mit noch mehr Überzeugungskraft in alle Länder zu tragen und damit der realistischen Vision von George Washington zu entsprechen, von welchem die Worte stammen: “It will be worthy of a free, enlightened, and, at no distant period, a great Nation, to give to mankind the magnanimous and too novel example of a people always guided by an exalted justice and benevolence. – Es wird einer freien, aufgeklärten und, in nicht ferner Zukunft, grossen, Nation Wert sein, der Menschheit das großmütige/ hochherzige und allerneueste Beispiel einer Nation/ einer Bevölkerung zu liefern, welche durch hervorragende Gerechtigkeit und hervorragendes Wohlwollen geleitet wird. / George Washington
Unter dem Einfluss der Kapitalisten entfaltete sich dagegen namentlich seit dem I. Weltkrieg eine “amerikanische” Politik, die weder der Verbreitung von authentischer Freiheit und Demokratie dienlich war, noch etwas mit Gerechtigkeit zu tun hatte. Vielmehr wurden entgegen Lippenbekenntnissen die Interessen der amerikanischen Nation sowie einer - nie konsistent verwirklichten - demokratischen Völkergemeinschaft auf weiten Strecken substanziell torpediert. (Beispielsweise hat der 20 Jahre dauernde Vietnamkrieg zu sozialistischen Experimenten in Afrika ermutigt).
Die antikommunistischen Propaganda Wellen des ersten Red Scare (1917-1920) und die des zweiten (1947-1957) könnte man für sich betrachtet mit viel Wohlwollen als einen zwar emotional überzogenen, aber ernsthaften Ansatz zu einer weltweiten Verkündigung von Freiheit und Demokratie verstehen. Doch der historische Kontext zeichnet ein gänzlich anderes Bild - Manipulation der Massen, orientierungslos in wechselnde Richtungen strebend, in den tatsächlichen Aktionen erfolglos, ohne die Spur eines konsistenten, glaubwürdigen Weges, auf welchem die Nationen der Welt kontinuierlich zu gesichertem Frieden, Freiheit und Selbstverantwortung voranschreiten können.
Äußeres Erkennungszeichen der Inkonsistenz waren mehrere abrupte politische Richtungswechsel. Die erste aus einer Serie solcher 180-Grad-Wendungen hatte sich bereits rund 15 Jahre nach dem 1. Red Scare ereignet, bald nach Beginn der außergewöhnlich langen Präsidentschaft (1933 – 1945) von Franklin D. Roosevelt. Gegenüber dem zuvor noch verteufelten Sowjetrussland wurde nun ein definitiver Kuschelkurs gefahren, der sich namentlich in einer ausgeprägt wohlwollenden Haltung der Medien wie auch des Präsidenten gegenüber Stalin ausdrückt. Der Diktator und Massenmörder wurde von Roosevelt persönlich sowie in der Presse geradezu liebevoll “Uncle Joe” genannt, während seine millionenfachen Verbrechen (deren Schwerpunkte in den 1920er bis 1940er Jahren lagen) im Dunkeln gelassen wurden.
An diesem unverantwortlich verharmlosenden Zerrbild hatte auch die aufstrebende Filmindustrie in Hollywood grossen Anteil. In dieser war es bereits frühzeitig zur Entstehung eines Oligopols aus fünf dominierenden Gesellschaften gekommen, für deren weltanschauliche Gleichschaltung zusätzlich eine Zensur sorgte. “… from the mid-1930s to World War II, there was a complex labyrinth of censorial regulation and screen constraints that films were subject to. Hollywood’s official “Hays Office” Production Code Administration (PCA) enforced moral “Code” censorship, and films also faced different U.S. state and local censorship boards”. - … von der Mitte der 1930er Jahre bis zum II. Weltkrieg waren Filme einem komplexen Labyrinth zensierender Regulation und Beschränkungen der Bildwiedergabe ausgesetzt. Hollywoods offizielle, Hays Office genannte Produktionscode-Verwaltung (PCA) setzte eine Zensur nach einem moralischen Kodex durch.
Realpolitisch erfolgten bis Ende des II. Weltkrieg außerordentlich umfangreiche amerikanische Waffenlieferungen an die Sowjetunion (u.a über Iran). Kurz vor Kriegsende sicherten die Abmachungen von Jalta (Febr. 1945) zwischen Stalin, Roosevelt und Churchill der Sowjetunion den Handlungsspielraum, den gesamten Osten Europas unter ihren Einfluss zu bringen – worunter diese Großregion für die nächsten 45 Jahre unverschuldet zu leiden hatte. Dass zumindest in den letzten Weltkriegs Monaten allereinfachste Regeln strategischer Bündnispolitik missachtet wurden, zeigt ein Abgleich mit der nüchternen Feststellung Niccolo Machiavellis “Derjenige, der einen anderen großmacht, geht selbst zu Grunde”. / Niccolo Machiavelli, Der Fürst, a.a.O., S. 11
Nur zwei Jahre nach dieser Auslieferung halb Europas an den “realen Sozialismus” erfolgte 1947 mit dem zweiten Red Scare eine erneute 180-Grad-Wendung. Plötzlich wurde “entdeckt”, wie gefährlich doch die Ausbreitung des stalinistischen Systems wäre, obwohl dieses mittlerweile deutlich an Brutalität verloren hat. – Das wirft die Frage auf, wie solche massiven Stimmungswechsel gemanagt werden. Ein Mittel bestand und besteht in der Zensur der Hollywood-Produkte, an welcher auch das Verteidigungsministerium beteiligt ist. “Whenever movie producers want to use Pentagon equipment, … helicopters, bases, submarines, etc. they send a request to the Pentagon, along with five copies of the script. The Pentagon replies with proposed changes to the script, which the producer must either accept, or forgo the equipment (which … entails extra costs)… Final approval comes from Pentagon brass who pre-screen and censor the film”. – Wann immer Filmproduzenten militärisches Ausrüstungsmaterial benutzen wollen, … Hubschrauber, Basen, Unterseeboote usw., senden sie eine Anfrage mit fünf Kopien ans Pentagon (US-Verteidigungsministerium). Das Pentagon antwortet mit Vorschlägen zur Änderung des Drehbuchs, welche der Produzent akzeptieren muss ,wenn er nicht auf das Ausrüstungsmaterial verzichten möchte (was … Zusatzkosten nach sich zieht). Eine abschließende Genehmigung kommt von den obersten Offizieren des Pentagon, welche den Film vorab sichten und zensieren. / Sean McElwee, Propaganda and Censorship: The Hollywood Industrial Complex, in The Moderate Voice 2013, Referenz https://themoderatevoice.com/propaganda-and-censorship-the-hollywood-industrial-complex/
Die 180-Grad-Wendungen und ihre geschäftsmässige Abwicklung bestätigen, dass die freiheitlich-demokratischen Werte der amerikanischen Gründerjahrzehnte als Wegweiser der Politik längst heimlich über Bord geworfen worden sind, und zwar ersatzlos. Denn die Bedienung der Interessen des Großen Geldes stellt nicht nur keinen Ersatz für Grundwerte dar, sondern deren Zerstörung. (Zur Untergrabung von Prinzipien siehe Kapitel A 13.)
Der 2. Red Scare dauerte von 1947 bis 1957 und gebar drei militaristische Aktionen, 1949 die Gründung der NATO - sowie zwei Kriege, den ersten in Korea und den zweiten in Vietnam. Korea war nach dem II. Weltkrieg (und der Befreiung von der japanischen Besatzung) wie Europa in eine sowjetisch und eine amerikanisch beherrschte Hälfte geteilt worden, das kommunistische Nordkorea und das “prowestliche”, aber nicht demokratische Südkorea. Korrekt hätte ein Referendum abgehalten werden müssen, in welchem die ungeteilte koreanische Nation ihrem Selbstbestimmungsrecht entsprechend darüber entschieden hätte, nach welchem Gesellschaftssystem sie sich organisieren möchte. Ein solcher Schritt hätte der UN-Charta vom Juni 1945 entsprochen. Er wäre auch stimmig mit der von der amerikanischen Politik und von den Medien während des II. Weltkrieges verbreiteten sowjet freundliche Stimmung gewesen, die eine Wertekompatiobilität zwischen dem freiheitlich-demokratischen System und dem Stalinismus suggeriert hatte. Der Koreakrieg, den es also nie hätte geben dürfen, dauerte von 1950 bis 1953 und endete mit einem Patt, indem das Land geteilt blieb und der neue Grenzverlauf sich nicht sehr wesentlich von dem alten unterschied. Für dieses “lohnende” Ziel starben etwa 5 Mio Menschen.
Für die Rolle der amerikanischen Nation als Vorbild für andere Länder auf dem Weg zu Freiheit und Demokratie war das gesamte Engagement ein Desaster. In keiner Weise lag eine Verteidigung freiheitlich-demokratischer Grundwerte vor, denn Südkorea war eine Diktatur.
George Washington hätte bei einem solchen Kurs der demokratischen Führungsmacht die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, denn sein positives Credo wies in die Gegenrichtung: “Observe good faith and justice towards all Nations; cultivate peace and harmony with all.” – Beachte Ehrlichkeit und Gerechtigkeit gegenüber allen Nationen; pflegt Frieden und Harmonie mit allen. / George Washington
Auch in allen folgenden offenen und heimlichen militärischen Engagements der USA bestätigt sich - bis heute – dass dieses großartige Land von seinem geraden, friedlichen und integrierenden Weg als Vorbild aller zivilisierten Länder, als Pfadfinder in eine bessere, eine freie und demokratische Zukunft spätestens seit dem I. Weltkrieg abgekommen ist – genauer gesagt von einflussreichen, aber verantwortungslosen Kreisen abgebracht.
Einen Gipfelpunkt desaströser Außen- und Militärpolitik stellte der Vietnamkrieg dar. Über unglaubliche zwei Jahrzehnte hinweg, von 1955 bis 1975, wurde der Weltöffentlichkeit eine Supermacht USA regelrecht vorgeführt und gedemütigt, als diese sich namentlich ab 1965 vergeblich bemühte, den Teilstaat Südvietnam vor einer kommunistischen Übernahme zu bewahren. Die Vorstellung, dass der teuerste, technisch höchstentwickelte und gewaltigste Militärapparat der Welt der Aufgabe nicht sollte gewachsen gewesen sein, ein kleines Land wie Nordvietnam binnen weniger Wochen in die bedingungslose Kapitulation zu zwingen, ist absolut wirklichkeitsfern. Das schleppend langsame Eskalieren des Krieges ging in gerade demselben Tempo voran, wie auch der Gegner dazu in der Lage war, so dass es wie in Korea eine andauernde Pattsituation gab. Dagegen hätte ein “Short Hard Stroke” unter entsprechender Dosierung der reichlich vorhandenen eigenen Kräfte den Militäreinsatz mittels konsequenter Ausschaltung der entscheidenden militärischen Ziele einem raschen, erfolgreichen Ende bei begrenzter Zahl an Todesopfern zugeführt. So aber kostete der Vietnamkrieg das Zehn- bis Hundertfache an Menschenleben, wie, einmal begonnen, unvermeidbar – die Schätzungen reichen bis zu 3 ½ Mio.
Um den Vietnamkrieg korrekt einschätzen zu können, bietet sich ein Vergleich an, der zeigt, wie ein unvermeidbarer Krieg zu führen ist. In einer solchen Lage befand sich Israel im Juni 1967. Nach der Blockade seines Rotmeer Hafens Eilat durch Ägypten und weiteren klaren Vorzeichen eines unausweichlichen Krieges um Sein oder Nichtsein entschloss man sich zu einem Präventivschlag gegen die drei arabischen Nachbarländer Ägypten, Jordanien und Syrien, auf deren Seite noch irakische Einheiten standen. Das Protokoll dieses vom 05. Juni 1967 7:00 bis zum 10. Juni 1967 14:00 Uhr dauernden Sechstagekrieges liest sich spannender als jeder Actionthriller und präsentiert das ultimative Musterbeispiel dafür, wie man selbst bei zahlenmäßiger Unterlegenheit eine Situation allerhöchster Bedrängnis meistern kann, wenn man einen kühlen Verstand bewahrt - um mit der exakten Zeitplanung und der Präzision eines komplizierten chirurgischen Eingriffs so viel strategisch entscheidendes Potenzial des Gegners zu vernichten wie möglich und die Auseinandersetzung binnen kürzester Zeit mit einem Sieg auf ganzer Linie abzuschließen – und das bei größtmöglicher Begrenzung der Opferzahlen.
Misst man den Vietnamkrieg an dem von Israel vorgelegten Maßstab, stellt man fest, dass dieser nicht das Geringste mit adäquatem Militäreinsatz oder der Wahrnehmung der Interessen der amerikanischen Nation zu tun hatte. Der abschließende Misserfolg des zwanzigjährigen vietnamesischen Abenteuers im Jahr 1975 stand in einem so grotesken Missverhältnis zum Potenzial einer Supermacht, dass sich zwangsläufig die Frage nach dessen inoffiziellen, eigentlichen Zielen stellt. Mit Verteidigung von Demokratie und Freiheit hatten sie jedenfalls von Anfang an nichts zu tun. Der Machthaber Südvietnams Ngo Dinh Diem hatte seit 1954 unter amerikanischem Schutz diktatorisch regiert. Bei seiner polarisierenden Günstlingswirtschaft zum Vorteil von Familienmitgliedern und von – mittels der CIA massenhaft aus Nordvietnam eingeschleusten – Katholiken entfaltete er eine beachtliche Dynamik. Konsequenterweise sagte er 1956 die bereits von einer internationalen Kommission in Genf vorbereiteten freien gesamt vietnamesischen Wahlen ab und zementierte damit die Teilung des Landes im Interesse seines persönlichen Machterhalts, während der Bürgerkrieg bereits anlief. / Vgl. Wikipedia.org, Vietnamkrieg.
Die offen gebliebene Frage nach den eigentlichen Zielen des Vietnamkrieges klärt sich jedoch durch die weiterführende Frage, wessen Interessen mit dem Ergebnis bedient wurden, welches also die treibenden Kräfte hinter dem Fiasko waren. Denn diese beantwortet automatisch nach dem zuverlässigen Ansatz, “An ihren Taten sollt ihr sie erkennen”. Nach 20 Jahren Militäreinsatz kann man eine weitgehende Deckungsgleichheit zwischen Resultaten und wahren Zielen unterstellen: Ein endloser, enorm teurer Krieg und eine ungeheure Blamage der amerikanischen Nation - zum moralischen Vorteil aller Feinde der freiheitlichen Demokratie. Die psychologisch verheerende Doppelbotschaft an die Welt lautete, dass “die Amerikaner” brutale Kriegsverbrecher sind und dass der reale Sozialismus (Leninismus) unbesiegbar ist.
Die Folge dieser Katastrophe bestand in vielen weiteren leninistischen Experimenten rund um den Globus, vor allem in Afrika.
1959 führte Fidel Castro auf Kuba eine kommunistische Revolution durch, um den gleichfalls mit Kommunisten verbündeten Diktator Fulgencio Batista (1901 – 1973) zu stürzen. Als dasjenige Land, welches Kuba den Spaniern im Spanisch-Amerikanischen Krieg abgenommen und als letzte Kolonialmacht beherrscht hatte, trugen die USA allerdings eine Verantwortung für eine funktionierende kubanische Demokratie.
Doch statt entschlossen, zügig und endgültig diesem leninistischen Treiben vor ihrer Haustür ein Ende zu bereiten, wartete man in Washington zwei Jahre lang, um im April 1961 eine halbherzige, viel eher aber schon in der Vorbereitungsphase voll sabotierte Aktion zu starten, die Invasion in der Schweinebucht. Bereits die geographische Auswahl der Bahía de Chanchos mit ihren angrenzenden Sumpfgebieten war eine Fehlleistung.
“Zur Vorbereitung der Invasion bombardierten am 15. April 1961 amerikanische B-26-Flugzeuge drei kubanische Flugplätze. Die Bomber waren mit kubanischen Hoheitszeichen versehen worden und sollten den Anschein einer Gegenrevolution erwecken. Fünf der US-Bomber wurden von kubanischen Flugzeugen abgeschossen.
Am 17. April landeten, von ihren Ausbildungslagern in Guatemala kommend, in der Schweinebucht etwa 1.500 Exilanten der Brigade 2506 unter dem Kommando von zwei CIA-Beamten und mit logistischer Unterstützung der US-Marine. Die beiden Munitionsschiffe der Angreifer, die von der kubanischen Armee am Landungsort erwartet wurden, wurden aus der Luft versenkt. Nach drei Tagen waren die Truppen aufgerieben. Kuba meldete über 1.000 Gefangene, rund 90 Angreifer sollen gefallen sein. / https://verschwoerungstheorien.fandom.com/de/wiki/Invasion in der Schweinebucht
Vergleicht man auch diese blamable Aktion der Supermacht mit dem Sechstagekrieg Israels, kommt man gleichfalls zu dem Schluss, dass es sich um eine Inszenierung von aus dem Hintergrund manipulierender Hand mit gewollt desaströsem Ausgang gehandelt haben muss. Man fragt sich auch, weshalb es unter den inzwischen wohl 18 Geheimdiensten, über welche die USA verfügen, offenbar keinen einzigen gibt, der sich mit den Qualitäten des israelischen Mossad messen kann. Modernste Technik und viel Geld reichen sehr offensichtlich nicht aus, um militärische Aktionen mit präzisen Informationen vorzubereiten und zielführend zu koordinieren. Es muss auch ein patriotisches (nicht nationalistisches) Engagement der Mitarbeiter vorliegen, um aus dem unselbständigen „Agentic State“ heraus in einen verantwortlichen „Autonomous State“ zu finden. - Und die tatsächliche Verfügung über diese Sicherheitsbehörden muss sich exklusiv dort befinden, wo sie im demokratischen Rechtsstaat hingehört – in der Hand der Nation.
Es bleibt anzumerken, dass die Versäumnisse bei der “Invasion in der Schweinebucht” auch die Kubakrise nur ein Jahr später zur Folge hatten - und mit ihr fast einen III. Weltkrieg. Für die Gesamteinschätzung liefert die Geschichte der amerikanisch-kubanischen Beziehungen noch ein wertvolles Puzzle Steinchen: In der Inselbevölkerung gab es bereits eine breite Sympathie für die USA, als Kuba nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898-1899 an diese übergegangen war. Ein Anschluss als weiterer Bundesstaat der USA lag in greifbarer Nähe, wurde aber in Washington von Integration Feinden - u.a. mit dem sattsam bekannten Mittel der gefühlstoten Unnahbarkeit - hintertrieben. - So waren zu den Verhandlungen über die Zukunft der Insel keine Kubaner eingeladen. Das war nicht nur ein Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht, sondern auch ein brüsker Affront, eine erniedrigende Zurückweisung freundschaftlicher Gefühle. Schon mit wenig Recherche lässt sich erkennen, dass diese Art des Umganges mit den Kubanern lediglich einen kleinen Ausschnitt aus einer insgesamt gänzlich und solidarischen Politik gegenüber Lateinamerika darstellt, welche den Geist der amerikanischen Gründerväter geradezu verhöhnt und mit Füssen tritt.
Wenn man heute mit Menschen in Lateinamerika zum Thema USA spricht, kommt eine zutiefst gespaltene Haltung ans Licht.- Einerseits werden die “Gringos” immer noch wegen ihrer wirtschaftlichen Errungenschaften bewundert, auch wenn der Stern mit der tatsächlichen Bedeutung des Landes sinkt. Andererseits ist der Ruf der Geldmagnaten, ebenso wie derjenige der amerikanischen Außen- und Militärpolitik, zu Recht abgrundtief negativ. Es ist weithin bekannt, dass sich in den Eingriffen des “grossen Bruders” einige unerfreuliche Erscheinungen fast durchgängig wiederholt haben, so namentlich Gewalt, Heimlichkeit, Engagements in Drogengeschäfte, Desintegration/ Polarisierung der einheimischen Bevölkerung, Torpedierung demokratischer Politik, Schulterschluss mit Diktaturen und Unterstützung rücksichtsloser Konzerne (siehe United Fruit Company im Kapitel A 21 “Machterhalt durch Desintegration”).
Ohne dass den einfachen US-Bürger daran die geringste Schuld träfe, zieht die kapitalistisch manipulierte Politik auch die generelle emotionale Haltung der Latinos gegenüber “den Amerikanern” mit herunter - welche trotz langer gemeinsamer Geschichte auf dem Doppelkontinent immer die “Gringos” geblieben sind, zu denen man Distanz hält. – Die aktuell anstehende Überwindung des Kapitalismus kann somit auch emotional endlich den Weg für die Entwicklung partnerschaftlicher Verbundenheit zwischen den Nationen der westlichen Hemisphäre freimachen.