Kennzeichnend für Rassismus sind namentlich das Rassenvorurteil und die Diskriminierung. Bei beiden handelt es sich um typisch tribalistische Erscheinungen, indem eine Person erstens nach äußerlichen Merkmalen beurteilt und zweitens ebenso perzeptuell ausgegrenzt wird – ohne ein vorausgehendes individuelles Kennenlernen. Zu solchen Vorurteilen gehört es, Afroamerikaner im Vergleich zu Amerikanern mit europäischen Wurzeln pauschal als weniger intelligent zu betrachten. Seit den 1950er Jahren werden Intelligenztests durchgeführt, die tatsächlich einen statistischen Unterschied zwischen schwarzen und weißen Probanden zeigen. Wenn ein Weisser daraus meint ableiten zu können, dass er intelligenter wäre als ein beliebiger Afroamerikaner, muss er zur Kenntnis nehmen, dass von Durchschnittsergebnissen kein Rückschluss auf (s)einen Einzelfall möglich ist und dass mit Sicherheit sehr viele Schwarzamerikaner seine Intelligenz übertreffen.
Linke Tribalisten, die dazu neigen, den Aussagewert und die Gültigkeit solcher Erhebungen in Abrede zu stellen, weil die Tests nach dem kulturellen Standard von Weißen konzipiert wurden, liegen nur bedingt richtig. Sie müssen die historische Tatsache respektieren, dass die gesamte technische Zivilisation deshalb an die europäische Lebens- und Denkweise angepasst ist, weil sie dort ihre Wurzeln hat. Alle Menschen, die in, nach und mit dieser Zivilisation leben wollen, müssen sich auf deren vorgegebene Funktionsprinzipien einstellen, was selbstverständlich von Anpassungsschwierigkeiten begleitet ist.
Dass der Anpassungsprozess der Afroamerikaner nun bereits mehr als 150 Jahre anhält, nämlich seit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs, erklärt sich größtenteils aus den wahren Zielen dieses Krieges, die eben nicht in einer Emanzipation dieser Menschen bestanden hatten, sondern in deren Überführung in neue Abhängigkeiten. Afroamerikaner wurden im Kapitalismus nicht nur nach Möglichkeit in einem unselbständigen „Agentic State“ gehalten, sondern auch am Rand der europäisch stämmigen Gesellschaft. Es gehört zu den Absurditäten der Geschichte, dass in der US-Armee bis 1948 Rassentrennung bestand, also noch während ihres Einsatzes gegen das wegen seines Rassismus bekämpfte Nazideutschland. Noch bis 1967 existierten in vielen Bundesstaaten Gesetze, welche die Eheschließung zwischen Personen verschiedener Rasse verboten.
Heutige Politiker, Journalisten und andere Vertreter des Establishments nehmen gerne für sich in Anspruch, gegen Rassismus einzutreten. Doch ihre gutgemeinten Worte und Aktionen sind weithin ungeeignet, Menschen verschiedener ethnischer Wurzeln einander emotional näherzubringen, oft im Gegenteil. Zu den polarisierenden Einflüssen namentlich in den USA zählt u.a. eine lange Historie nicht selten asymmetrischer Gerichtsurteile, bei denen schwarze Täter für vergleichbare Vergehen härter bestraft werden als weisse.
“In 2018, Black people made up 12% of the US adult population but accounted for 33% of people serving a prison sentence, while white people made up 63% of the US adult population, yet just 30% of prison inmates. – 2018 machten Schwarze 12 % der erwachsenen US-Bevölkerung aus, stellten jedoch 33% der Haftinsassen, während Weisse, die 63% der erwachsenen US-Bevölkerung ausmachten, nur 30% der Haftinsassen stellten. / Deutsche Welle DW, Blacks in the US targeted by an unfair justice system, in Deutsche Welle, Referenz https://www.dw.com/en/blacks-in-the-us-targeted-by-an-unfair-justice-system/a-53884696
Unbestreitbar steht hinter der höheren Inhaftierungsquote auch eine höhere Kriminalitätsrate in der schwarzen Bevölkerung. Doch die insgesamt 2,2 Millionen Häftlinge in den USA - 22% aller Inhaftierten weltweit bei 4% Anteil des Landes an der Weltbevölkerung - sind nicht etwa Beleg für ursachenorientierte und zielführende Kriminalitätsbekämpfung, sondern Symptom einer Gesellschaft unter psychischer Anspannung - ebenso wie die überproportionalen Ziffern für Drogentote, Selbstmord und Psychopharmakaverschreibungen.
Wenn man Bevölkerungsgruppen desintegrieren und am Zusammenwachsen zu einer Nation hindern möchte, gelingt das am effektivsten, indem man auf beiden Seiten negative Emotionen schürt, namentlich Misstrauen.
Ein Einzelfall aus den 1980er Jahren, der vor allem weisse Amerikaner aufbrachte, war der des “White Boy Rick”. Zu den wirklich brisanten Fakten, die erst mit den Jahren ans Licht traten, findet sich im Anhang unter C 2. eine Auswertung. In diesem spektakulären Fall war es ein weisser Jugendlicher, der vom FBI als geheimer Informant in eine gefährliche afroamerikanische Kokaindealer Gang eingeschleust worden war - und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, nachdem er den Drogenhandel entsprechend dieser ihm zugewiesenen Rolle ausgeübt hatte.
Es erhebt sich die Frage, weshalb es dem politischen Establishment trotz bekundeter guter Absichten nicht gelingt, das erforderliche klare Konzept gegen Rassismus vorzulegen und umzusetzen. Die Antwort liegt namentlich in der tribalistischen Psychologie begründet, die gleichermassen bei weissen und schwarzen Rassisten anzutreffen ist – und ebenso bei vielen der bemühten Politiker. Personen derselben Nation, aber mit unterschiedlichen ethnischen Wurzeln, werden von einem Patrioten als Teil seiner Solidargemeinschaft betrachtet, vom Nationalisten oder Rassisten dagegen als Fremde, als Angehörige einer aussenstehenden Gruppe. – Jedoch können nicht-rassistische Tribalistas, beispielsweise Politiker, diese Menschen anderer Rasse ebensowenig als Mitglieder ihrer Nation wahrnehmen - weil sie die Nation nicht wahrnehmen. Es ist diese definitive Psychofalle, in welcher es ihnen - trotz guten Willens - völlig unmöglich ist, geeignete Wege aufzuzeigen, mit welchen man Menschen verschiedener ethnischer Wurzeln integriert, also zu einer Nation zusammenschweißt. Tribalismus Typisch zielen ihre Bemühungen nicht etwa auf den individuellen Menschen mit nicht europäischen Wurzeln, sondern auf die Gruppe. In dieser rückständigen Wahrnehmungswelt existieren drei Gruppen, erstens sie selbst, also das politische Establishment und seine Anhänger, zweitens die Gruppe der Personen mit nicht europäischen Wurzeln und drittens die Personen mit anderen politischen Ansichten. Die polarisierende Wahrnehmung erfasst Angehörige verschiedener Gruppen jedoch stets nur als erbitterte Gegner oder Verbündete - nicht aber als Mitglieder derselben Gesellschaft mit abweichenden Ansichten.
Es ist sehr ernüchternd, wenn heutige schwarze wie weisse Politiker offenbar den noch in den 1960er Jahren weit verbreiteten Geist von Martin Luther-King vergessen oder nie gekannt haben - welcher eine Perspektive der Brüderlichkeit verkündet hatte. Stattdessen stößt man inzwischen weltweit auf eine - desintegrierend wirkende - Sensibilisierung der Menschen für ihre eigene Rassenzugehörigkeit und damit die Betonung des Trennenden. Beispielsweise wurden Studenten der staatlichen Universität in Uruguay UDELAR bis Anfang 2020 zu jedem Semesterbeginn aufs Neue mit der befremdlichen Frage nach ihrer vermuteten Rassenzugehörigkeit konfrontiert. Die Frage lautete mit Ankreuzmöglichkeiten sinngemäß „Von welchen Rassen glauben Sie abzustammen: europäisch, indianisch, afrikanisch, ostasiatisch?
Nach 500 Jahren Kolonialgeschichte und ersten Siedlern und Soldaten mit nur wenigen europäischen Frauen hat in diesem Land fast jeder ein wenig indianisches Erbe, aber offenkundig sehr viel mehr europäisches. Die ausnahmslos spanisch sprechenden Menschen haben sich dementsprechend selbstverständlich als Europäer betrachtet – wurden darin aber durch unsensible Politiker verunsichert, indem Rassenmerkmale, die vormals kaum interessiert haben, Eingang ins Bewusstsein fanden. Die Auswirkungen wären tatsächlich desintegrierend gewesen, wenn die 500 Jahre nicht die kleine Beimengung indianischen Erbes dermaßen gleichmäßig in der Bevölkerung verteilt hätten, dass eine rassische Differenzierung absolut ausscheidet. Wenn man bedenkt, dass auch fast jeder Europäer ein wenig Erbe von den Eroberungszügen der Hunnen, Mongolen und anderer asiatischer Reitervölker in sich trägt, ist ein „etwas gemischter“ genetischer Status weltweit Standard.
Beispielsweise wurde die römische Provinz Pannonien, großen Teil identisch mit dem heutigen Ungarn, im Jahr 430 an den Hunnenkönig Attila abgetreten. Die Herrschaft der Hunnen währte nicht lange, aber später kamen Awaren, ein anderes Reitervolk, nach Pannonien und zwischen 894 und 897 siedelten sich die Magyaren an. Alle diese Völker entstammten der Vermischungszone zwischen europäischen und asiatischen Stämmen im Steppengürtel zwischen der heutigen Ukraine, dem Kaukasus und Innerasien. In dieser Zone fand mit jedem Aufstieg und Niedergang eines Volksstammes ein Abwechseln zwischen der Ausbreitung asiatischer Gene (richtiger Allele) Richtung Westen und europäischer Richtung Osten statt. Als Ergebnis dieser Geschichte wird in Ungarn eine asiatische Sprache gesprochen und die Bewohner weisen einige genetische Spuren asiatischer Abstammungslinien auf. Das war jedoch kein Hindernis für eine Integration in die europäische Völkerfamilie, so dass sich die schon seit gut Tausend Jahren christlichen Ungarn stets als Europäer betrachtet haben.
Der von Grund auf falsche tribalistische Ansatz der Politik, Diskriminierungsschutz als Gruppenrecht gewährleisten zu wollen, hat nicht nur den Blick auf das eigentlich zu schützende Individuum versperrt, sondern weist auch der Minderheitengruppe eine falsche Position zu. Diese Position wird als eine in Rivalität zur Mehrheitsbevölkerung stehende betrachtet, während tatsächlich ein gemeinsames Interesse an einem harmonischen Zusammenleben vorliegt, das es zu fokussieren gilt. Seit der endgültigen Aufhebung der Rassentrennung in den USA 1967 sorgt die freie Partnerwahl auch dort für eine genetische Durchmischung, welche eine allmähliche Auflösung der Rassengrenzen nach sich ziehen wird. Der historisch unausweichliche Vorgang ist in Lateinamerika bereits weiter fortgeschritten. Mittels DNA-Tests lässt sich zeigen, dass dort fast alle Menschen europäische Gene in sich tragen, die Mehrzahl aber auch indianische, während afrikanische ungleichmäßiger verteilt sind. „Übergänge zwischen ethnischen Gruppen sind in Brasilien oft fließend, da die große Mehrheit der Bevölkerung von mehr als einer Bevölkerungsgruppe abstammt. So waren Brasilianer, die sich selbst als Weisse bezeichnen, zu 75 % europäischer Abstammung, während Brasilianer, die sich selbst als Schwarze bezeichnen, zu 58 % afrikanischer Abstammung waren”.
Solche Durchmischungsvorgänge nehmen viele Jahrhunderte in Anspruch, doch das ist nach den Zeit Maßstäben der Evolution fast nichts - was die langfristige historische Unvermeidbarkeit noch einmal unterstreicht. Zugleich machen die Maßstäbe klar, dass es aktuell nicht um mehr oder weniger genetische Vermischung geht, sondern um einen Bedeutungsabbau der Rassenzugehörigkeit in der Wahrnehmung. Da Diskriminierungsschutz ein Individualrecht darstellt und Rassenzugehörigkeit keine Qualifikation, wirken angeblich gerechte Quotenregelungen z.B. bei der Studienplatzvergabe kontraproduktiv und desintegrierend. Denn die positive Vision der Freien Assoziation anzusteuern bedeutet, dass für die Bewertung von Menschen Eigenschaften zählen, die – unabhängig von der Rassenzugehörigkeit – zu den Voraussetzungen für ein nachhaltig harmonisches Zusammenleben zählen, also ehrlich und aufrichtig, fleissig und kreativ, verantwortungsbewusst und zuverlässig, verständnisvoll und verzeihend, mitfühlend und hilfsbereit, wohlwollend und solidarisch, fair und gerecht, rational und hypokrisie bewusst, wachsam und couragiert. Wenn Konsens darin besteht, dass solche die Zivilisation stützenden Eigenschaften quer über ethnische Unterschiede gegen Betrug, gegen Benachteiligung, gegen Ignoranz und Dominanzansprüche verantwortungsloser Personen zu schützen sind, befindet sich die Gesellschaft auf dem korrekten Weg.
Die aktuelle gesellschaftliche Realität ist das Ergebnis einer Evolution, die sich ganz überwiegend im Milieu des Tribalismus abgespielt hat, nämlich unter adeliger Feudalherrschaft, im Leninismus, unter religiösen Dogmatikern, im Nationalismus/Faschismus und im Kapitalismus. Die so herangezüchtete kritiklose Untertanenmentalität der Bürger, die neidische Eigentums Missachtung der Leninisten, die Bevormundungsansprüche religiöser Fanatiker, die Rassenvorbehalte der Nationalisten und die Unaufrichtigkeit der Kapitalisten müssen zu ihrer Überwindung zunächst als historisch überholte tribalistische Verhaltenselemente identifiziert und in ihrer psychologischen Funktionsweise analysiert werden (Kapitel A 24. „Tribalismus oder Freiheit“). In diesem Aufklärungsprozess wird deutlich, dass Frieden, Freiheit und Fairness nur im Rahmen der solidarischen Nation dauerhaft gesichert werden können, und zwar über die Fokussierung und gemeinsame Verteidigung dieser Werte und ihrer Fundamente. – Das ist generell die Ebene, auf der sich „Verteidigung" in einer rationalen, harmonischen Welt abspielt.
Bemühungen, dem Rassismus durch soziale Stigmatisierung von (Noch-)Rassisten zu begegnen, sind ebenso kontraproduktiv und psychologisch dilettantisch wie der „Krieg gegen den Terror“ - siehe Anhang C 6. Es sind allein positive, das Verbindende betonende Impulse, die weiterführen, so beispielsweise Begegnungen im Sport, bei der Musik oder politisch im gemeinsamen Patriotismus. Bereits mit dem Bedeutungsgewinn der Nation und einer zunehmend konzeptuellen Wahrnehmung wird der Fokus ganz automatisch immer mehr auf den einzelnen Menschen rücken - als das individuelle Unikat, welches schlicht fair zu behandeln ist, unabhängig von seinem persönlichen „Profil“ nach Rasse, Religion, Geschlecht und (kompatiblen, also ihrerseits fairen) politischen Ansichten. Eine solche die Integration und Assimilation fördernde Wahrnehmung ist jedoch einer ständigen Gefährdung durch tribalistische Einflüsse ausgesetzt. Migrationsbewegungen aus rückständigen Ländern tragen solche Einflüsse mittlerweile in nicht mehr beherrschbarem Umfang in die Zivilisation und überfordern deren Integrationskraft. Dazu gehört namentlich eine zunehmend zu beobachtende Einstellung, die nicht etwa von einem Zugehörigkeitswunsch zur aufnehmenden Gesellschaft geprägt ist, sondern von offener Integrationsverweigerung. Ein Beispiel stellt der - wortwörtlich rückwärts gerichtete - Wahlspruch „wo ich bin ist Afrika“ einiger afrikanischer Migranten dar.
Es klingt hart und es klingt lehrmeisterlich, aber es ist die Wahrheit - wenn die dringendst erforderliche Kurskorrektur der gesellschaftlichen Entwicklung gelingen soll, müssen die (noch) tribalistisch programmierten Angehörigen des Establishments sich zunächst einmal selbst in die Gesellschaft integrieren – die sie meinten abgehoben, also von außerhalb, repräsentieren und dominieren zu können.
Erst dann werden sie erkennen, dass im Kapitalismus alle zu Gegnern aller geworden sind, so dass die wirklich Mächtigen den zerstrittenen Haufen nach Belieben dirigieren, bevormunden und in wechselnden Allianzen gegeneinander hetzen konnten. - So wird auch der Weg für die rationale Einsicht frei, dass Nationen und deren Allianzen die aktuell höchste Entwicklungsstufe soziologischer Einheiten darstellen, aus welchen sich in einem einzigen weiteren Schritt freie Assoziationen formen können – siehe Kapitel A 25.
Nationen und ihre Zusammenschlüsse sind obendrein die alternativlos einzigen Einheiten, welche demokratische Rechte im Allgemeinen sowie insbesondere die demokratisch legitimierte Souveränität über Staatsterritorien wahrnehmen können.