Unter dem Einfluss des Kapitalismus haben sich westliche Demokratien vermeintlich zu Sozialstaaten entwickelt, deren tatsächliche Ergebnisse die Bürger aber enttäuschen. Eine ausufernde staatliche Bürokratie verschluckt bereits vorab einen grossen Teil der Steuermittel und bevor der angeblich begünstigte „kleine Mann“ etwas davon sieht, werden weitere Teile in die Kassen von Konzernen umgeleitet (siehe Kapitel A 5.).
In besonderem Maße ist das Gesundheitssystem betroffen, in welchem Ärzte unter der Dominanz der Pharmariesen von ihrem idealistischen Berufsethos entfremdet werden, indem Praxen und Kliniken einer zunehmenden Kommerzialisierung unterworfen sind. Dazu gehört auch, dass Mediziner darauf dressiert werden, in einem perzeptuellen Reflexverhalten bei bestimmten Laborbefunden automatisch zur Verschreibung von Medikamenten zu schreiten, statt autonom auf der Grundlage des Patienten-Gesamtbildes zu entscheiden. In einem zweiten Schritt haben die Zulassungsbehörden, in den USA die FDA, diese „auslösenden“ Blutanalyse-Grenzwerte immer weiter nach unten verschoben, so dass nun wesentlich mehr Patienten als behandlungsbedürftig eingestuft werden.
Das war u.a. bei Cholesterinwerten der Fall, was die Verschreibungshäufigkeit für Statine zum Absenken des Cholesterinspiegels in die Höhe getrieben hat. Das Resultat besteht nicht nur in den Mehrkosten, sondern auch in einer Störung der Balance zwischen Wirkungsnutzen und schädlichen Nebenwirkungen, denn Cholesterin ist ein notwendiger Baustoff für das Geschlechtshormon Testosteron (das auch Frauen benötigen). Statine, die nun auch Menschen mit eigentlich (nämlich nach den früheren Grenzwerten) normalen Cholesterinwerten verabreicht werden, erhöhen damit das Risiko, die Fruchtbarkeit, generell die Sexualität sowie die Schaffens Energie negativ zu beeinflussen.
Ebenso haben Gesundheitsbehörden die amtlichen Grenzwerte für Blutdruck und für den Blutzuckerspiegel Gesenkt, so dass nun selbst Personen mit nur leicht erhöhtem Blutzucker die ohnehin gigantische Zahl der behandelten Diabetiker aufstocken und zusätzliche Milliardenumsätze einspielen. Eine andere erprobte Möglichkeit, mehr Medikamente verschreiben zu lassen, besteht in der Erweiterung der Listen der Krankheitsbilder und Symptome, auf welche Ärzte mit Medikation reagieren sollen. In besonderem Umfang war und ist dies im Bereich der Psychologie/ Psychiatrie der Fall, so dass nun ein beachtlicher Teil der Bevölkerung als behandlungsbedürftig diagnostiziert wird. Dieser Status bringt als „Nebenwirkung“ ein Freiheits Risiko mit sich – denkt man an die Möglichkeit, dass jemand durch das Zusammenwirken eines (medizinisch wahrscheinlich inkompetenten) Richters mit einem (soziologisch wahrscheinlich nur eingeschränkt kompetenten) psychiatrischen Mediziner zwangsweise in einer geschlossenen Anstalt festgehalten werden kann. Wie mit derartigen Mechanismen gezielt politischer Missbrauch betrieben werden kann, hatte J. Stalin in der Sowjetunion bereits im Großmaßstab demonstriert, als er politische Abweichler mit der „Diagnose“ einer psychischen Störung in geschlossene Anstalten einweisen ließ. Dass man im kapitalistischen „Westen“ vor solchen menschenverachtenden Attacken auf die Freiheit keineswegs gefeit ist, erfuhr auch der in Kapitel 23. „Geheimhaltung und Vertrauen“ zitierte Freiheitsheld und Mediziner Prof. Horst Günther, nachdem er ein DU-Geschoss aus dem Irak in Deutschland hatte untersuchen lassen und in den Folgejahren mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit trat. 1999 bekam er ohne Vorwarnung einen gerichtlichen Brief mit der folgenden Ankündigung: „ … Die Unterbringung des Betroffenen in einer geschlossenen Einrichtung der Psychiatrie zum Zwecke der Vorbereitung eines Gutachtens zur Erforderlichkeit einer Betreuung wird bis zum 03.11.1999 angeordnet. "Wirkt die zuständige Behörde bei der Zuführung mit, darf sie - erforderlichenfalls mit Hilfe der polizeilichen Vollzugsorgane – Gewalt anwenden.“ / Brief des Amtsgerichts Husum vom 22.10.99 (Az: 2C861/97 und C 1224/97 AG Husum, Referenz http://muetter-gegen-den-krieg-berlin.de/Guenther-Interview-17-2.2012.htm
Abgesehen von diesem Freiheit Risiko setzt die o.g. inflationäre Erweiterung der Listen von angeblichen psychiatrischen Krankheitsbildern und Symptomen die Ärzte unter Druck, dementsprechend zu verschreiben. Diese geben den Druck an ihre Patienten weiter, eine Medikation zu akzeptieren. Absolut konsequent setzt das Pharmakartell bei Vitaminen die exakt umgekehrte Strategie an, indem deren empfohlene Tagesdosis und ebenso Konzentration im Blut im Laufe der Zeit systematisch verringert wurde. So betonte der Gesundheitsexperte Francisco (Frank) Suárez in der Episode 1762 seiner Serie Metabolismotv, dass der anzustrebende Wert für Vitamin D nicht, wie offiziell verkündet, nur 20 – 50 mg/ml beträgt, sondern 400-600. Diese Abwärtsverschiebung geht parallel zu wiederholten Kampagnen für die Benutzung von Sonnencremes. Da die UVB-Strahlen der Sonne für die Vit-D-Produktion in der Haut sorgen, sank infolge der Kampagne die tatsächliche Vit.-D-Blutkonzentration in der Bevölkerung - auf ein nun für normal erklärtes niedriges Niveau ab. Seit den 1970er Jahren, also der Zeit der ersten Anti-Sonnen-Kampagne, sind die Krebsfälle in den „westlichen“ Ländern bekanntlich dramatisch angestiegen. In derselben, leider nur auf Spanisch verfügbaren Sendung 1762 zeigt Suarez den engen Zusammenhang mit der Vitamin-D-Versorgung: Auf einen Krebstoten durch Hautkrebs, den man durch forcierte Sonnenabschirmung vermeidet, kommen 320 zusätzliche Krebstote durch Vit.-D-Mangel, darunter natürlich auch Hautkrebsfälle. Vitamin D ist das am stärksten gegen Krebs schützende Vitamin.
Jede seiner über 2000 im Internet veröffentlichten Episoden hatte Frank Suárez, der sich oft gegen das Pharmakartell zu positionieren gewagt hatte, mit dem freiheitlichen Wahlspruch abgeschlossen, „La verdad siempre triunfa.“ – Die Wahrheit gewinnt immer. Am 25. Februar 2021 stürzte der engagierte 71-jährige Frank Suarez, dessen Buch über alternative Krebsheilung kurz vor der Veröffentlichung stand, vom Balkon seines im 9. Stock gelegenen Apartments in San Juan/ Puerto Rico.
Da Vitamine, Mineralien und andere Naturprodukte nicht patentierbar sind, bleibt ihre Herstellung weitgehend dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb unterworfen und bietet daher wenig Chancen für den kapitalistischen Extraprofit. Im Gegenteil stellt eine vitaminreich ernährte und entsprechend gesunde Bevölkerung keinen einträglichen Markt für Medikamente dar.
In dieser verfälschten Sicht, die das Künstliche als angeblich therapeutisch notwendig propagiert und die natürlichen Gesundheits Grundlagen vernachlässigt oder unterminiert, findet auch eine zweite überragende Bedeutung des Vitamin-D kaum Beachtung – nämlich für die Immunkräfte gegen Infektionskrankheiten. Der Aspekt wurde auch während der Covid-19-Pandemie aus dem Fokus genommen. Ähnliche Ungereimtheiten gelten für die Ignoranz gegenüber der enormen Wichtigkeit des Vitamin B12 (das vor allem in rotem Fleisch vorkommt) und dessen Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Gehirns. - Die sogenannten Zivilisation Erscheinungen (korrekt aber Folgen des kapitalistischen Fehlermanagements der Zivilisation) wie Diabetes, Fettleibigkeit, Krebs und Karies können mit besserer Aufklärung über die Medien und naturheilkundlich kompetenten Ärzten wesentlich geringer verbreitet sein.
Aber auch verschiedene Fastfood-Ketten, Lebensmittel- und Getränke-Konzerne hätten wirkungsvoll zur Problemvermeidung beitragen können, wenn sie ihr Angebot entsprechend ihrer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung auf tatsächlich gesunde Ernährung ausgerichtet hätten. Nachdem die Schädlichkeit des noch bis in die 1980er Jahre in Ketchup, Getränken, Backmischungen, Cerealien und Schokoriegeln im Übermass eingesetzten Haushaltszuckers ins öffentliche Bewusstsein grückt war, kamen nicht etwa gesündere Alternativen zum Einsatz, sondern Scheinlösungen. So haben künstliche Süßstoffe mit bedenklichen Nebenwirkungen in Getränken und Kaugummi die Saccharose weitgehend ersetzt, während in einem Teil der Backwaren und Süßigkeiten Fruktosesirup diese Ersatzfunktion übernommen hat. In beiden Fällen haben Langzeitstudien eine gegenüber Haushaltszucker noch gesteigerte Förderung von Fettleibigkeit und Diabetes nachgewiesen – ohne dass Zulassungsbehörden einen Anlass zum Einschreiten gesehen hätten. “Several large scale prospective cohort studies found positive correlation between artificial sweetener use and weight gain. … Research … also found regularly consuming artificially sweetened soft drinks is associated with several disorders of metabolic syndrome, including: Abdominal obesity, Insulin resistance, … abnormally elevated fats in the blood, high blood pressure”. – Mehrere groß angelegte prospektive Kohortenstudien fanden eine positive Korrelation zwischen der Verwendung künstlicher Süßstoffe und Gewichtszunahme … Untersuchungen fanden ebenfalls heraus, dass der regelmässige Konsum künstlich gesüßter Softgetränke mit mehreren Störungen des metabolischen Syndroms assoziiert ist, einschließlich abdominaler Fettleibigkeit, Insulinresistenz, … anormal ehöhter Blutfettwerte, Bluthochdruck. / Dr. Joseph Mercola, This Is How Aspartame Causes Obesity, in LewRockwell.com 2016, Referenz https://www.lewrockwell.com/2016/12/joseph-mercola/aspartame-causes-obesity/
Der - politisch offenbar willkommene - ungesunde Lebenswandel ist für die gewaltige Kostenexplosion im Gesundheitswesen eine der beiden Haupt-Ursachen. Die zweite liegt in der Aushebelung der fairen Marktmechanismen. Dies gelang den Pharma-Giganten ausgerechnet aufgrund des tief verwurzelten Wunsches der meisten Menschen nach größtmöglicher Absicherung in den fundamentalen Lebensbereichen Wohnen, Ernährung, Arbeitsplatz und Gesundheit.
Entsprechend laut war stets der Ruf nach staatlichen Eingriffen. Politiker – einschließlich Gesundheitsministerin ohne Medizinstudium - sind jedoch oft fachlich überfordert. So werden sie zur leichten Beute der Klinikketten- und Pharmalobby, die stets mit „passenden“ Expertenmeinungen, Studien und ggf. auch mit fertigen Entwürfen für Gesetzestexte aufwarten. Unter weltweit ähnlichen Bedingungen ist man auch fast weltweit übereinstimmend zu ähnlich fragwürdigen Lösungen gekommen u.a. der gesetzlich vorgeschriebenen Krankenversicherung. Versicherungen folgen dem sinnvollen und marktwirtschaftskonformen Prinzip, das Risiko des Einzelnen auf die Schultern einer Vielzahl von Mitgliedern zu verteilen. Geht es z. B. um eine Glasversicherung, berechnet der Glaser für die neue Scheibe denselben fairen, am Markt gebildeten Preis, egal, ob er von der Versicherung übernommen oder vom Kunden privat bezahlt wird. Eine vom Staat zwingend vorgeschriebene Glasversicherung würde dagegen die Marktkräfte paralysieren, denn mit der Versicherung im Rücken achtet so gut wie niemand mehr auf faire Preise, was die Anbieter schnell lernen. Im Gesundheitswesen ist der Irrweg der gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungen schon dermassen lange flächendeckend verbreitet, dass sich die verursachte Untergrabung des fairen Marktes langsam und unauffällig vollziehen konnte. Die Bürger haben sich längst daran gewöhnt, ihre Krankenversicherungen und die Oligopole der Pharmaindustrie als die beiden zuständigen Parteien, welche die Preise für Medikamente miteinander aushandeln. In dieser Konstellation abseits freier Marktkräfte befinden sich die im solidarischen Kartell antretenden Pharmariesen selbstverständlich stets „am längeren Hebel“.
Dass dieses Preisfindungssystem absurd sein muss, zeigen eigentlich schon die absurden Ergebnisse. So kostet eine Chemotherapie mit den herkömmlichen, insgesamt unbefriedigende Resultate liefernden Medikamenten der Pharmariesen bereits einen fünfstelligen Betrag, obwohl die Wirkstoffformeln in Jahrzehnten angeblich intensiver Forschung oft nur geringfügig modifiziert wurden (um im Schutz der immer neuen Patente die Phantasiepreise noch weiter zu steigern).
Die Pharmaindustrie rechtfertigt ihre Hochpreispolitik mit hohen Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Zulassung. Da dieses Argument mit den nicht endenden Preissteigerungen an Glaubwürdigkeit verloren hat, bedurfte es eines neuen. – Diesem zufolge wird ein Medikament nun zu dem Preis angeboten, der dem Nutzwert für die Gesellschaft entspricht. Das klingt nach ethischen Maßstäben. Doch da ein Menschenleben unbezahlbar ist, wird auch ein lebensrettendes Medikament fast unbezahlbar hochgepreist - exakt bis an die Belastbarkeitsgrenzen der Gesundheitssysteme. Die kapitalistische Ethik heißt also in Wahrheit ultimative Profitmaximierung. Während zu Zeiten von Karl Marx nur ein Teil der Bevölkerung, insbesondere ungelernte Arbeiter, ausbeuterischen Arbeitsbedingungen ausgesetzt war, sind es heute ganze Nationen, die vom Kapitalismus ausgebeutet werden.
Eine nachhaltige Kostenkontrolle im Gesundheitswesen kann es nur über eine Befreiung der Marktkräfte von verfälschenden Einflüssen geben. Auch das Verhältnis zwischen Staat und privater Industrie muss wieder auf das Fundament der Fairness zurückgeführt werden, namentlich im Bereich der Forschung. Bis etwa in die 1980er Jahre ist der von der Pharmabranche stets behauptete riesige Forschungs- und Entwicklungsaufwand auch von ihr betrieben worden, hat aber seither an Bedeutung verloren und anderen, typisch kapitalistischen Formen der Profitsicherung Platz gemacht.
Tatsächlich gigantische Forschung wird insbesondere an Universitätskliniken auf Staatskosten betrieben, beispielsweise an der Harvard Medical School in Cambridge, Massachusetts. In der Nähe solcher Forschungseinrichtungen sind außer einigen Startups der Bio- und Gentechnik Branche auch Niederlassungen von Pharmakonzernen ansässig, um auf kurzem Wege kommunizieren und kooperieren zu können. Während es in den 1960er und 1970er Jahren noch undenkbar gewesen wäre, dass ein Professor Verbindungen zur Pharmaindustrie unterhält, ist das heute Standard.
Als Resultat solcher Verflechtungen kommen die Konzerne entweder direkt an die begehrten Forschungsergebnisse oder indirekt, indem sie ein erfolgreiches Startup-Unternehmen aus diesem Forschungsumfeld aufkaufen. In beiden Fällen gelangen Pharmariesen an Patente für Formeln und Verfahren, die sie nicht selbst erarbeitet haben.
Es sind regelmäßig Schwachpunkte des Staates, über welche sich Kapitalisten Zugang zu Extravorteilen verschaffen können - im Gesundheitswesen ausser bei Zulassungsbehörden und Ämtern auch bei Universitäten und ihren Forschungsinstituten. Der Professor, welcher attraktiven Kooperationsangeboten der Konzerne nicht widerstehen kann, ist in diesem Spiel jedoch nur eine Nebenfigur. Entscheidend ist, dass der Gesetzgeber eine Veruntreuung des geistigen Eigentums der Gesellschaft zulässt – und auch nach Sichtbarwerden der katastrophalen Resultate nicht abstellt: Die von staatlich bezahlten Wissenschaftlern An ebensolchen Forschungszentren erarbeiteten Erkenntnisse sind selbstverständlich geistiges Eigentum der Gesellschaft, das patentrechtlich auf Namen der Nation einzutragen ist.
Gegen moderate Lizenzgebühren sollen inländische, mit Zeitverzögerung auch ausländische Unternehmen, die Produktformeln bzw. Verfahren nutzen dürfen, jedoch niemals exklusiv - je grösser die Anzahl der Lizenznehmer, umso eher ist echter Wettbewerb gesichert. Die Lizenzeinnahmen kann der Staat in weitere Forschung, Entwicklung sowie auch in Zulassungsverfahren investieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die staatlichen Forschungseinrichtungen die von ihnen entdeckten Wirkstoffe und Verfahren selbst bis zur Zulassung entwickeln, so dass ausschließlich Lizenzen für bereits zugelassene Medikamenteangeboten werden. Denn nur indem der Staat Produktlizenzen für fertig zugelassene Präparate anbietet, kann eine Benachteiligung kleiner Pharma- und Gentechnologieunternehmen durch die Hürden der Zulassungsverfahren ausgeschlossen werden. Anders ausgedrückt wird das mächtige Kartell der Pharmariesen so lange fortbestehen und Extrempreise diktieren, wie innovative kleine Biotech- und Pharmaunternehmen einer fast unüberwindlichen Hürde gegenüberstehen, nämlich in Gestalt der gigantischen Kosten auf dem langen Weg bis zur Zulassung eines Medikaments.
Auch bei der Abrechnung ärztlicher Leistungen haben sich im Zusammenhang mit der flächendeckenden Handhabung über Fallpauschalen markt widrige Einflüsse Zutritt verschafft. Im einfacheren Verfahren einer Abrechnung nach Zeitaufwand abgerechnet, besteht für den Patienten und ggf. die Krankenkasse zwar weniger Kostentransparenz, dafür aber stehen die Chancen einer umsichtigen Behandlung klar besser. Das entscheidende Argument gegen die Fallpauschale liefert jedoch die offensichtlichen Verzerrungen der Vergütungen für verschiedene Leistungen – die Kapitalismus typisch abseits der Marktkräfte ausgehandelt werden. Beispielsweise ist das Honorar für Herzoperationen und für den Einbau künstlicher Gelenke auffallend großzügig, so dass ein manipulierter Anreiz auch für solche Eingriffe geschaffen wurde, die nach medizinisch korrekten Abwägen unterbleiben sollten. Auffallend ist, wie häufig das ausgehandelte Vergütungssystem solche Maßnahmen begünstigt, welche die Fortpflanzung beeinträchtigen. So ist in den „westlichen“ Ländern ein Anstieg der Kaiserschnittgeburten zu beobachten, so dass deren Anteil beispielsweise in Deutschland inzwischen fast 1/3 der Geburten ausmacht, wobei in den meisten Fällen kein medizinischer Vorteil vorliegt. Auffallend ist auch die hohe Zahl der Hysterektomien - Total Entfernungen der Gebärmutter. – Man sollte annehmen, dass im Regelfall bösartige Tumore den Anlass geben - doch meistens bilden gutartige Myome oder aber eine Menorrhagie, verstärkte Monatsblutungen die – sehr verhalten ausgedrückt – fragwürdige Grundlage für den „dringenden ärztlichen Rat“ zur Hysterektomie dar. Dabei existieren verschiedene Möglichkeiten einer konservierenden Therapie, doch werden diese nicht annähernd ausgeschöpft. - Warum? - "Weil zum Beispiel die Kosten für organerhaltende Therapien nicht von den Krankenkassen erstattet werden…” / Initiative Rettet die Gebärmutter, Petitionen-Unterstützung, in: 7Looms, 17.06.2013, Referenz https://7looms.com/community/petitionen-unterstutzung/unterstutzen-sie-die-initiative-rettet-die-gebarmutter_432
In derselben Weise zeigt die Demographie manipulierende Richtung, zielt auch die Praxis auf, dass Gynäkologen Schwangeren über 40 oft ohne weitere Indikation zu einem Schwangerschaftsabbruch raten (auch persönliche und Bekannten Erfahrung). Da Krankenhäuser rentabel wirtschaften müssen, ist es nicht verwunderlich, wenn sie pädiatrische Abteilungen (Kinderabteilungen) und Geburtskliniken schließen, weil sich daran nach den Abrechnungstabellen nicht viel verdienen lässt - und sich stattdessen auf Thoraxchirurgie spezialisieren.
Trotz aller Notwendigkeit einer Wiederherstellung des freien Marktes im Gesundheitswesen bleibt ein gewisses staatliches Engagement bis auf Weiteres unverzichtbar, da der Kapitalismus eine große Gruppe sozial schwacher und hilfebedürftiger Personen hinterlassen hat. Die dafür abrechnungstechnisch unkomplizierteste Lösung stellt ein kostenloses staatliches Gesundheitssystem nach britischem Muster (NHC) dar, das eine Grundversorgung bietet und von jedem Bürger genutzt werden kann.
Aktuell erkauft die Gesellschaft das nicht konsistent gehaltene Versprechen der Zulassungsbehörden auf optimale Medikamentensicherheit mit einer erheblichen Einschränkung des freien Wettbewerbs am Medikamentenmarkt, denn wie gesehen können im Regelfall nur große Konzerne die sehr hohen Kosten rund um die Zulassung aufbringen. Die bei vielen Medikamenten festgestellten bedenklichen bis alarmierenden Nebenwirkungen stehen jedoch zu diesen extrem teuren Schutzvorkehrungen in einem klaren Missverhältnis. In vielen Fällen bleibt die Frage offen, ob die mit einer Zulassungserteilung bescheinigte Unbedenklichkeit nach den verfügbaren Studiendaten auch tatsächlich vorliegt bzw. vorliegt.
Diesen Mängeln bei der Medikamentensicherheit liegen im Wesentlichen zwei Ursachen zugrunde, die beide mit menschlichen Schwächen und mit der Macht des Geldes zu tun haben. So hat man in Metastudien die Ergebnisse solcher Studien, die von Pharmakonzernen finanziert wurden, mit der Industrie unabhängig von Finanzierten verglichen. Danach fielen die Ergebnisse der Industrie finanzierten Studien viermal, nach anderen Untersuchungen sogar fünfmal häufiger vorteilhaft für das Produkt des Geldgebers aus. / Uwe Karstädt, Entgiften statt vergiften, London 2016, S. 118
Eine zweite Schwachstelle der Zulassungsverfahren liegt bei den Zulassungs- und sonstigen Gesundheitsbehörden selbst. Investigativer Journalismus hat die vorsätzliche Informationsunterdrückung zu gravierenden Risiken bei verschiedenen Medikamenten ans Licht gebracht, was erhebliche Zweifel an der unabhängigen Arbeitsweise der Zuständigen aufkommen lässt. Solche Enthüllungen betrafen u.a. HIV-verseuchte Gerinnungsfaktor-Konzentrate sowie einige Epilepsie-Medikamente. Allen diesen Fällen war gemeinsam, dass die eigentlich Verantwortlichen bemerkenswert wenig Neigung zeigten, wenigstens Schadensbegrenzung aktiv zu werden. Zu den beobachteten Strategien gehörten jahre- bis jahrzehntelanges Aussitzen bei minimierter Reaktion, hartnäckiges Abstreiten der Vorwürfe, Vertuschung und Weiterproduktion trotz alarmierender Befunde. Statt den berechtigten Sorgen der Patienten nachzugehen, wurden Gegenpositionen bezogen, mit Star Anwälten verteidigt und mit selektiv herangezogenen Studien „belegt“. In allen Fällen konnte es nur deshalb so weit kommen, weil den zuständigen Behörden der Schutz der Konzerninteressen offensichtlich wichtiger war als die Abwehr von Schäden an Patienten.
Dabei ließe sich dem oft unterentwickelten Verantwortungsbewusstsein leicht auf die Sprünge helfen, beispielsweise durch eine kleine Erweiterung der Kennzeichnungspflicht: Medikamentenpackungen und Beipackzettel sollten neben dem Wirkstoff das Jahr der Zulassung, die Zulassungsbehörde und den Namen des Amtsleiters ausweisen müssen.
Zahnmedizin verwendet seit rund 150 Jahren Zahnfüllungen aus Amalgam, das zu etwa 50% aus Quecksilber, 30% aus Silber, 9% aus Zinn, 6% aus Kupfer und einigen anderen Stoffen besteht. / Uwe Karstädt, S. 29
Die hohe Giftigkeit von Quecksilber ist allgemein bekannt und damit medizinisch und juristisch „offenkundig“, namentlich besteht zweifelsfrei eine hohe Neurotoxizität.
Dass Amalgamfüllungen neurologische Schäden verursachen können, belegt beispielsweise das im Ländervergleich sehr unterschiedliche Risiko, an MS (Multipler Sklerose) zu erkranken. In Japan und Russland, wo Amalgam seit Mitte der 1980er Jahre verboten ist, ist die Krankheit sehr selten, in der Schweiz aber besonders häufig, ebenso wie der dortige Einsatz von Amalgam in der Zahnbehandlung. / Dr. Joachim Mutter, Amalgam – Risiko für die Menschheit, Weil der Stadt 2002, 3. Auflage 2013, S. 43
Von Amalgam-Befürwortern wird die Aussagekraft solcher Befunde in Frage gestellt; für sie sind die Quecksilberwerte, die man im menschlichen Körper findet, zu gering für eine Schädigung. Das ist allerdings ein unwissenschaftlicher Zirkelschluss abseits der Regeln der Logik, denn die tatsächlich nur geringen Quecksilber Konzentrationen schmälern nicht etwa die Aussagekraft der Befunde über Zusammenhänge mit Gesundheitsschäden, sondern sie unterstreichen die erhebliche Toxizität des Schwermetalls.
Dasselbe Scheinargument einer geringen Konzentration tischen Pharmakonzerne und Zulassungsbehörden auch auf, um den Einsatz von Quecksilberverbindungen in Impfstoffen zu rechtfertigen. Nach berechtigten Protesten präsentierten einige Konzerne quecksilberfreie Impfstoffe (und beweisen die Entbehrlichkeit), während andere bis heute hartnäckig an dem Zusatz festhalten. Ebenso wie beim Amalgam fällt der Schulterschluss zwischen Pharmariesen und zuständigen Behörden auf, wenn es darum geht, der Einbringung von Quecksilber in den menschlichen Körper den Weg zu bereiten. Während die Konzernene bei patentfähigen Medikamentenwirkstoffen durch extreme Zulassungshürden vor kleinen Wettbewerbern geschützt werden, wird das überfällige Nachholen einer Unbedenklichkeitsprüfung für das nie offiziell zugelassene Amalgam verweigert. Der formale Vorwand der Zulassungsbehörden ist in den USA und Deutschland ähnlich – und ähnlich unaufrichtig. “The 1976 Medical Devices Act as amended requires that all medical devices be certified and placed in either classification I, II or III. In 1978 the FDA Commissioner refused to exclude mercury/silver fillings (amalgam) from the definition as an implant. Federal Registry, vol. 43.146, July 28, 1978, page 32988… In 1987 the FDA certified dental mercury (21 CFR 3700) in class I and amalgam alloy in class II”. – Das Gesetz über medizinische Hilfsmittel von 1976 verlangt in seiner Ergänzung, dass alle medizinischen Hilfsmittel zertifiziert und einer der Klassen I, II oder III zugeordnet werden müssen. (Im Jahr) 1978 lehnte es der Amtsleiter der FDA ab, Quecksilber-/Silber Füllungen (amalgam) von der Definition als Implantat auszuschließen. … (Im Jahr) 1987 klassifizierte die FDA Zahn-Quecksilber (21 CFR 3700) (als Hilfsmittel der) Klasse I und Amalgam als Klasse II. / Dr. Michael Fleming, FDA’s classification of dental amalgam, August 2009, Referenz: https://evidence-of-harm.com/2014/10/fdas-classification-of-dental-amalgam-fillings/
Indem Zahnfüllstoffe seit 1987 als medizinische Hilfsmittel eingestuft werden, geraten sie in die irrationale Zwangsdefinition als etwas, womit der Körper nur äußerlich in Berührung kommt, etwa wie Hörgeräte oder Verbandsmaterial. Das hat zur Folge, dass die hohen toxikologischen Überprüfungsanforderungen für Implantate, also zum Beispiel für Kniegelenk- oder Hüftgelenkprothesen, auf Zahnamalgam keine Anwendung finden. - “Mentira” ist das spanische Wort für Lüge und bedeutet wörtlich, dass der Verstand gezogen wird. Das Wort versinnbildlicht damit nicht die plumpe, offenkundige Unwahrheit, sondern die unaufrichtige, subtile Attacke auf den gesunden Menschenverstand. Mentiras sind absolut kennzeichnend für den Kapitalismus, der ständig darum bemüht ist, die Widersprüchlichkeiten seiner abenteuerlichen Wege zu verbiegen, zu verschleiern und zu vertuschen. Doch mit Tricks wie der offenkundig absurden Einordnung von Amalgam als ein medizinisches Hilfsmittel verschaffen sich die involvierten staatlichen Behörden ein Profil zweifelhafter Vertrauenswürdigkeit.
Das korrekte Kriterium für die Verwendungszulassung eines Medizinprodukts heißt „unbedenklich“. Nachdem die hoch neurotoxische Wirksamkeit von Quecksilber seit langer Zeit gesicherter Erkenntnisstand ist, sollte es unter vernunftbegabten und solidarisch empfindenden Menschen selbstverständlich sein, die aktive Verbringung von Quecksilber in den menschlichen Körper prinzipiell abzulehnen. „Prinzipiell“ hat immer eine rationale Konsistenz zum Gegenstand – und gegen diese wird klar verstossen, wenn Zahnarztpraxen Amalgam zwar direkt in Menschen einsetzen dürfen, aber Abscheidevorrichtungen installieren müssen, damit das quecksilberverseuchte Abwässer nicht in die Umwelt - und damit auf Umwegen in Menschen gelangt.
Das kapitalistische Gesundheitswesen verbindet somit davonlaufende Kosten mit fragwürdiger Sicherheit. Autonom entscheidende, verantwortungsbewusste Mediziner haben es in diesem System schwer, sich dem Trend zu entziehen, der sie schrittweise in gewöhnliche Geschäftsleute verwandelt, die als untergebene Agenten von Pharmariesen und Klinik Konzernen an der Hand geführt werden. Die Prinzipien des Patienwohls, der entstressten Arbeit im Gesundheitswesen und der Verantwortung drohen aus dem Fokus zu geraten.
Auf dem Gipfel der kapitalistischen Widersprüchlichkeiten ist das besonders im Gesundheitswesen essenzielle Doppelprinzip aus Vertrauen und Verantwortung gleich auf mehreren Ebenen in Gefahr. Indem das Gesundheitswesen der „westlichen“ Länder überteuert ist, gefährdet auch der somit verantwortungslos erschwerte Zugang zu tatsächlich wichtigen Heilmitteln die Gesundheit und das Leben von Hilfebedürftigen. Notgedrungen wird gespart, wo ein fairer Marktpreis Behandlungen problemlos ermöglicht hätte. Beispielsweise müssen Drogenabhängige in manchen deutschen Städten mehrere Monate auf die Aufnahme in ein Entzugsprogramm mit der bewährten Ersatzdroge Methadon warten, weil die Zahl der Plätze zu knapp ist. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich der Zustand in der Wartezeit verschlimmert. Dieses und ähnliche Beispiele zeigen, dass der Kapitalismus seinen Extraprofit im Gesundheitswesen sicherstellt, indem er die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt von der Entscheidung für dessen Preis voneinander trennt und sie unterschiedlichen Personengruppen zuordnet. So sind es Krankenversicherungsvertreter, welche die Preise mit dem Pharmakartell aushandeln. Dagegen entscheiden einzelne Patienten, Ärzte, Drogenberatungsstellen oder Kliniken über die Auswahl eines Mittels. Die Auftrennung der Kaufentscheidung verhindert zum Nachteil des Patienten den marktwirtschaftlichen Ansatz – nämlich das beste Verhältnis zwischen Preis und Leistung zu suchen. Jede zielführende Überlegung zur Wiederherstellung eines leistungsstarken und preiswerten Gesundheitswesens muss folglich diese irrationale Trennung überwinden und das optimale Preis-Leistungsverhältnis als eigentliches Ziel erkennen und – über die Wiederherstellung eines funktionierenden Marktes erreichen.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich im sensiblen Bereich der Antibiotikaproduktion eine gigantische Konzentration vollzogen. Wie viele andere Dinge werden auch die Grundstoffe für Antibiotika vor allem in China hergestellt. Die Produktionsanlagen, wo aus diesen Komponenten fertige Antibiotika entstehen, befinden sich jedoch inzwischen ganz überwiegend in Indien, namentlich in Heyderabad. „Around 80 to 90% of the world’s antibiotics are made in factories in India and China”. – Ungefähr 80 bis 90 % der weltweiten Antibiotikaproduktion findet in Indien und China statt. / Antibiotic pollution: India scores a global first with effluent limits, 20.04.2020, in ReAct, Referenz https://www.reactgroup.org/news-and-views/news-and-opinions/year-2020/antibiotic-pollution-india-scores-a-global-first-with-effluent-limits/
Von dort gelangen die Tabletten und Kapseln in alle Welt, werden regional abgepackt und erhalten eine - also falsche - Herkunftsbezeichnung mit dem Namen des jeweiligen Landes - während dort tatsächlich eine Produktionsstätte nach der anderen geschlossen wird. Indien bietet dem Großkapital mindestens vier unschlagbare Standortvorteile, nämlich einen fast 1,4 Milliarden Menschen umfassenden Pharmamarkt mit hohem Pro-Kopf-Verbrauch, ein reichliches Angebot an qualifiziertem Personal, ein geringes Energiekosten- und Lohnniveau und (bisher) lasche Auflagen für Umweltschutz. „The highest level of drug resistant bacteria was found in water samples originating from a factory in India run by multinational drug company Aurobindo Pharma”. – Die höchste Konzentration an antibiotikaresistenten Bakterien wurde in Wasserproben gefunden, die von einer vom multinationalen Pharmakonzern Aurobindo Pharma betriebenen Fabrik stammen. / Andrew Wasley Madlen Davies, Dirty production of NHS antibiotics in India helping to create superbugs, in The Ecologist October 2016, Referenz https://theecologist.org/
Die Priorität minimaler Produktionskosten erlaubt weder Einsatz effizienter Klärtechnik noch wirklich saubere Produktionstechniken, die gar kein stark belastetes Abwasser freisetzen. Daher bietet das Abwassermilieu dieser Pharmafabriken aus organischen Stoffen (= Bakteriennahrung) und teilweise hochkonzentrierten Antibiotika die “idealen” Voraussetzungen zur Heranzüchtung resistenter Bakterienstämme. Dementsprechend sind problematische Krankheitsverläufe durch multiresistente Bakterien in der Region Hyderabad auffallend verbreitet. Längst hat das Problem ganz Indien erfasst und verbreitet sich mit Touristen und Wanderarbeitern weltweit.
Doch erst die schieren Dimensionen des Problems infolge der gigantischen Produktion im Raum Hyderabad haben zu einer gewissen öffentlichen Wahrnehmung geführt. Dabei kam zugleich zu Tage, dass die problematischen Zusammenhänge bereits seit der Entdeckung der ersten Antibiotika vor rund 80 Jahren bekannt sind, aber vertuscht und ungelöst vor sich hergeschoben wurden, und zwar weltweit an sämtlichen Produktionsstandorten.
Das Beispiel demonstriert außer der Kapitalismus typischen Verantwortungslosigkeit und dem grenzenlosen Gigantismus auch einen politischen Machtanspruch des internationalen Pharma Kartells. 194 von 196 unabhängigen Staaten spielen in der Antibiotikaproduktion keine oder keine große Rolle (mehr), nur zwei teilen sich den Kuchen. Doch das Kartell stellt sich selbst noch über diese beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde, indem es diese in Abhängigkeit hält, erstens voneinander und zweitens von den internationalen Generika vertrieben.
Es hat politischen Seltenheitswert, wenn es jemand wagt, sich der ständigen Expansion des Pharma-Oligopols und seiner Kollaborateure in den Weg zu stellen. Ein solches Ereignis lag vor, als der damalige deutsche Gesundheitsminister Horst Seehofer 1994 das Bundesgesundheitsamt in Berlin auflöste und damit auf dessen schwere Versäumnisse (u.a.) im Blutfaktoren-Skandal reagierte. Rund 2000 bluterkranke Menschen hatten sich mit HIV-verseuchten Gerinnungsfaktor-Konzentraten infiziert. - Die Absetzung von verantwortungslosen hochgestellten Personen stellt zwar eine ethisch korrekte und in den betreffenden Fällen unmittelbar Abhilfe schaffende Maßnahme dar, löst aber das gesellschaftliche Problem des mangelnden Verantwortungsbewusstseins nicht vom Prinzip her und ist damit nicht nachhaltig.
Wie in jedem tribalistisch manipulierten System handeln Politiker und andere hochrangige Personen auch im Kapitalismus aus der Perspektive ihrer Macht und viel zu selten von denen der Bürger, welche ihnen die Macht demokratisch anvertraut haben. Entsprechend sind sich Parlamentarier, Regierungsmitglieder und überhaupt alle hochgestellten Personen stillschweigend (im Regelfall auch ohne sich dessen bewusst zu sein)darin einig, dass sie so wenig Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen wollen wie möglich – nicht grundsätzlich anders als die adligen Herrscher vergangener Epochen. Dementsprechend haben sie die straf- und zivilrechtlichen Gesetze einseitig auf das korrekte Verhalten zwischen einfachen Bürgern und zwischen Unternehmen zugeschnitten, während das Problem ungenügender Verantwortlichkeit seitens einflussreicher Personen weitgehend ausgeklammert blieb. Das zeigen auch Gerichtsentscheidungen, bei denen das Gerechtigkeitsempfinden des Bürgers glasklar fehlende Verantwortlichkeit erkennt, die detaillierten gesetzlichen Bestimmungen aber keine hinreichenden Rechtsgrundlagen für gerechte Entscheidungen bieten.
Ein aktuelles Beispiel aus dem Bereich der Drogenproblematik mag dies verdeutlichen. Gegen letztere geht man in Deutschland mit dem Betäubungsmittelgesetz vor. Doch bereits der erste von 41 Paragraphen lässt den ungeeigneten Ansatz erkennen. Danach wird auf Listen in zwei Anhängen verwiesen, in welchen die zu verarbeitenden Stoffe und Stoffgruppen aufgeführt werden. Doch system notwendig muss die vorgesehene laufende Aktualisierung dieser Auflistungen der Neuentwicklung (bzw. leichten Abwandlung) psychotrop wirksamer Substanzen stets hinterherhinken, so dass – wie entsprechend dem Prinzip der bedingt unendlichen Ideenevolution auch zu erwarten – eine immer stärker wachsende Fülle neuer psychisch manipulierender Wirkstoffe angeboten wird – und nach diesem ungenügenden Gesetzeswerk legal gehandelt werden kann. Inzwischen gehen in den USA mehr Drogentote auf synthetisch hergestellte Wirkstoffe zurück als auf Heroin und Kokain. / Centers for Disease Control and Prevention, Drug Overdose Deaths, Referenz https://www.cdc.gov/
Selbstverständlich kann die nachhaltige Lösung auf der Seite des Drogenkonsums nur in besserer Aufklärung (sowie in tatsächlicher Lebensperspektive in einer freieren Gesellschaft) und auf der Seite des Angebots in einer generellen Zulassungspflicht für alle psychotropen Wirkstoffe bestehen, so dass alle neu entdeckten so lange verboten bleiben, bis ihre Unbedenklichkeit erwiesen ist.
Bei der legalen Droge Tabak geht es dagegen in allererster Linie um korrekte Aufklärung – für die allerdings Fakten über Gesundheitsrisiken benötigt werden. Nur durch Zufall kamen Ende der 1990er Jahre heimliche Abmachungen zwischen den grossen amerikanischen Tabakkonzernen ans Licht, die auf unseriöse Weise auf seriöse wissenschaftliche Erkenntnisse über gesundheitlicher Nachteile des Rauchens reagierten, indem sie eine riesige Zahl als wissenschaftlich getarnter Fakeuntersuchungen beauftragten. Diese lenkten mit allerlei unwissenschaftlichen Tricks gezielt von den alarmierenden Befunden der seriös entstandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen ab, beschwichtigten und nährten Zweifel. “While the strategy was brilliantly conceived and executed over the years helping us win important battles, it is only fair to say that it is not, … a vehicle for victory. On the contrary, it has always been a holding strategy, … - creating doubt about the health charge without actually denying it…” – Während die Strategie über die Jahre brilliant begriffen und umgesetzt wurde und uns geholfen hat, einige bedeutende Schlachten zu gewinnen, ist es nur fair zu sagen, dass sie kein Mittel für einen Sieg darstellt. Im Gegenteil war sie stets eine Hinhaltestrategie, … Zweifel hinsichtlich des Gesundheitsvorwurfs zu erzeugen, ohne diesen ausdrücklich abzustreiten. / Lowell Bergman und Orlana Zill, The Government´s Criminal Case Against the Tobaco Industry in Frontline, file:///D:/Criminal%20Probe%20-%20The%20Criminal%20Case%20Against%20The%20Tobacco%20Industry%20_%20Inside%20The%20Tobacco%20Deal%20_%20FRONTLINE%20_%20PBS.html
Mit der Beauftragung wissenschafts widriger Arbeiten mit vorsätzlich verzerrten Ergebnissen haben die Auftraggeber erstens den Beweis vorgelegt, dass der werbende Vertrieb einiger ihrer Produkte nicht nur von einer Inkaufnahme vermutlicher Gesundheitsschäden und vorzeitiger Todesfälle begleitet war, sondern auch von einer Inkaufnahme statistisch belegter Gesundheitsschäden. Zudem wurde eine der wichtigsten Grundlagen der Zivilisation beschädigt, nämlich das reine Erkenntnisstreben, das sich zwingend unter unabhängigen und damit unverfälschten und unzensierten wissenschaftlichen Bedingungen vollziehen muss.
So wie der Fall des Richard Wershe, Jr. (Anhang C 3.) nur einen kleinen Ausschnitt aus den grossen Drogen Machenschaften zeigen konnte, konnte auch der genannte Prozess gegen die Tabak Riesen nur ein kleines Schlaglicht auf eine großflächige Applikation des Antiprinzips der Wissenschafts Verfälschung werfen.
Überall, wo es um Gesundheitsschäden durch gängige Zutaten der Lebensmittelindustrie wie künstliche Süßstoffe, HFS, Transfettsäuren und glutenhaltiges Weizenmehl geht, um Bisphenol-A im allgegenwärtigen Plastik oder um Spritzmittelrückstände wie Insektizide und Glyphosat, gibt es „wissenschaftliche“ Studien, die von den betreffenden Herstellern bezahlt wurden. Deren Ergebnisse weichen auffällig von solchen unabhängigen Institute ab. Meta Vergleiche zwischen beiden bestätigen die eigentlich schon theoretisch klare Einsicht, dass wissenschaftliches Arbeiten als reines Erkenntnisstreben zwingend Unabhängigkeit erfordert, namentlich Unabhängigkeit von finanziellen Motiven. – Bei den gigantischen Aufwendungen der Großkonzerne für „wissenschaftliche“ Studien handelt es sich um Systemkosten des Kapitalismus, die dieser aber über den auf diese Weise weiter sprudelnden Extraprofit wieder hereinholt.
Eine der Schlussfolgerungen lautet, dass der Auftrag zu einer wissenschaftlichen Studie durch einen Konzern/ eine Firma unter behördlicher Aufsicht (Volkstribun, s.u.) per Ausschreibung an ein dem Auftraggeber bis zum Schluss unbekanntes Institut geht (was erst nach NSA-Reform sicher funktionieren kann). Kontaktversuche sind strafrechtlich zu verfolgen. - Die Fälschung der Wissenschaft bedeutet mehr als die Tricksereien, derer sie sich bedient; sie ist vielmehr nur ein Teil des ununterbrochenen kapitalistischen Angriffs gegen den fundamentalen ethischen Komplex aus Vertrauen, Zuverlässigkeit, Wohlwollen, Wahrheitsliebe und Erkenntnisstreben. Erst in diesem destruktiven Fokus wird richtig klar, dass es die aufrichtige Suche nach fairem Ausgleich und Harmonie ist, ohne die eine Zivilisation keine Chance auf dauerhaften Bestand hat. - Diesen Satz sollte jeder US-Bürger dreimal durchlesen, denn er ist so aktuell wie noch nie seit dem letzten Bürgerkrieg.
Insgesamt erweist sich die Gesundheitspolitik als eine fehl organisierte Baustelle, auf der die Arbeiten immer weiter hinter den Erfordernissen zurückbleiben. Die drei Hauptprobleme liegen in der Marktverfälschung, in der unzureichenden Wahrnehmung von Verantwortung und im falschen Ansatz, Problemlösungen über detaillierte Einzelgesetze anzustreben statt über klare Prinzipien.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Einführung einer dritten Kategorie von Gerichten speziell für Angelegenheiten der Verantwortlichkeit unumgänglich. Wer eine gesellschaftlich herausgehobene Position besetzt - im medizinischen Bereich beispielsweise im Klinikwesen, bei Zulassungsbehörden oder in der Pharmaindustrie - trägt eine besondere Verantwortung gegenüber einzelnen Patienten sowie gegenüber der Gesellschaft. Das bedeutet umgekehrt, dass von diesen Personen Beweise ihrer Vertrauenswürdigkeit verlangt werden können.
Die Verantwortung Gerichtsbarkeit kann und soll den Mangel an Verantwortlichkeit aber nicht durch drakonische Strafen, sondern durch psychosozial nützliche Konsequenzen füllen. So wäre für Verantwortliche im Pharmabereich, die grob fahrlässig die Missbildung Ungeborener in Kauf genommen haben, eine Verurteilung zu mehreren Jahren Arbeit in Behinderteneinrichtungen – auf Vollzeitbasis mit Übernachtung, aber ohne Gefängnisaufenthalt - für eine echte Resozialisierung zielführend.
Die Schaffung einer Verantwortungsgerichtsbarkeit bekräftigt auch im Bereich der Judikative den legitimen demokratischen Machtanspruch der Nation. Mittelfristig sollen Richter generell allein nach dem Kriterium der Ausbildungs- und Leistungsnachweise ernannt oder befördert werden – absolut unabhängig von der Einflussnahme der Politik. Bei Rechtsbeugung, Korruptionsverdacht oder grobem fachlichem Versagen haben sich Richter und Staatsanwälte vor dem jeweils zuständigen Verantwortung Gericht zu rechtfertigen.
Jegliche Hierarchie innerhalb einzelner Gerichte widerspricht dem Prinzip der richterlichen Unabhängigkeit. Die Vorstellung, dass es das Amt eines Gerichtspräsidenten geben und dieses mit einem studierten Juristen besetzt sein müsste, entspringt tribalistischem Rangordnungs- und Repräsentation Denken. Die Koordination der Arbeit sowie Verwaltungsaufgaben aller Art erledigen kompetenter und preiswerter je nach Kategorie Verwaltungskräfte oder halb juristisch Ausgebildete.
Die Verantwortung Gerichtsbarkeit ist generell für die zivil- und strafrechtliche Ahndung von verantwortungslosen Handlungen durch Personen in gesellschaftlich hochgestellter Positionen zuständig, betrifft also (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Politiker, Richter, Superreiche, Konzernmanager und leitende Angestellte, sämtliche Behördenchefs, mittlere und leitende Mitarbeiter/ Angestellte in Gesundheitseinrichtungen sowie von Geheimdiensten und Militär. Eine gesonderte Militärgerichtsbarkeit widerspricht dem demokratischen Anspruch auf wirksame Kontrollmöglichkeiten ausnahmslos sämtlicher Personen mit besonderer Verantwortung. Sie ist auch abzuschaffen, um tribalistischen Abschottungen entgegenzuwirken. Wer unter den Betroffenen diese reale Übernahme von Verantwortung scheut, kann zurücktreten und darauf vertrauen, dass es andere gibt, für die das nicht nur kein Problem darstellt, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Im Systemübergang muss jede hochgestellte Person die faire Chance erhalten, sich zum Besseren zu wandeln. Der Neuanfang setzt voraus, dass unter Vergangenes ein Schlussstrich gezogen werden kann. Dem ist mit einer generellen Straffreiheit/ Amnestie für alle zurückliegenden Handlungen hochgestellter Personen, für die noch kein Urteilsspruch vorliegt, zu entsprechen, was psychologisch eine besonders wirkungsvolle Form der Belohnung darstellt und gezielt an die Fähigkeit jedes Menschen appelliert, sich charakterlich zu bessern (sein Über-Ich zu korrigieren). Das System notwendige Transparenz lässt sich herstellen, indem sämtliche Personen besonderer Verantwortung dazu verpflichtet werden, Berichte über Fälle verantwortungslosen oder kriminellen Handelns seitens anderer Personen des Tätigkeitsfeldes (aus der kapitalistischen Ära) zu verfassen. Diese Berichte werden mit NSA-Technik elektronisch archiviert, so dass Personen und Fälle nach verschiedenen Kriterien abgerufen werden werden können. Die Archive bieten auch die Grundlage für das späte Erkennen von Rückfälligkeit, denn Verbrechen aus der Vergangenheit fallen nur einmal unter Amnestie, bei Rückfälligkeit müssen sie wesentliche strafverschärfende Konsequenzen haben.
Die Straffreiheit hat zur Voraussetzung, dass der/ die Betreffende seine/ ihre vorgeschriebenen Berichte einreicht. Diese müssen einige formale Kriterien wie Seitenzahl, vollständige Namen und Funktionsbezeichnung der Belasteten usw. erfüllen. Der Name des Verfassers sollte nur bis zur Klärung eventueller Rückfragen festgehalten und danach gelöscht werden. Der konsequente Schutz vor Gegenüberstellung mit dem Beschuldigten bildet eine Grundlage des Verfassungssystems, weil der Beschuldigte sein Zeugnis nur so angstfrei und damit im „Autonomous State“ ablegen kann – andererseits aber auch in dem Bewusstsein, dass falsche Beschuldigungen strafrechtlich verfolgt werden.
Indem jede Person drei oder vier Berichte einreichen muss, werden brisante Fälle mit Sicherheit mehrfach unabhängig beschrieben. Bei Widersprüchlichkeiten sollen Ermittlungsbeamte ggf. mit Nachfragen bei den verschiedenen Verfassern so nahe wie möglich zur Wahrheit vordringen. Verfasser werden einzeln vernommen und erfahren nichts voneinander. Die Beschuldigten erhalten ebenfalls keinerlei Rückmeldung und bleiben so in der Ungewissheit, ob die eine oder andere ihrer Taten erfasst wurde. Dadurch entsteht für die Täter eine hohe Motivation, eine 180 Grad-Wendung zu vollziehen. Die Straffreiheit muss vom Ausmass und der Schwere der Vergehen und Verbrechen vollkommen unabhängig sein und selbst Terrorismus, schweren Drogenhandel, Mord und Hochverrat einschliessen. Aus psychologischen Gründen und zum Abgleich im elektronischen System hat jeder zusätzlich ein Geständnisprotokoll einzureichen, in welchem er über die beiden aus seiner Sicht schwersten eigenen Verbrechen oder ggf. lediglich Vergehen berichtet.
Selbstverständlich kann jemand, der das Funktionieren des versöhnlichen Konzepts sabotiert, die Straffreiheit nicht oder nur eingeschränkt beanspruchen. Das gilt u.a. für solche Personen, die zwecks Vertuschung andere bestechen oder erpressen oder in ihren Berichten falsch beschuldigen. Es gilt auch für diejenigen, die in ihrem Geständnis Lappalien präsentieren, wirkliche Verbrechen aber im Dunkeln lassen.
Die Mitglieder der kapitalistischen Familienclans sind dann von der Verpflichtung zur Einreichung von Berichten und Geständnissen auszunehmen, wenn sie sich auf andere Weise kooperationsbereit zeigen, namentlich durch proaktive Offenlegung ihrer tatsächlichen Vermögensverhältnisse und Unterbreitung von konstruktiven Vorschlägen für die Gestaltung ihrer zukünftigen gesellschaftlichen Rolle.
Das Abrufen von Berichten und Geständnissen ist entsprechend der vermuteten Notwendigkeit nach einigen Jahren zu wiederholen. Die in der ersten Erfassung dokumentierten Verbrechen und Verfehlungen aus der kapitalistischen Ära werden dann mit den neuen (elektronisch gestützt) abgeglichen, so dass Rückfälligkeit als solche erkannt und geahndet werden kann. Entsprechend sind die notwendigen Erziehungsmaßnahmen zur persönlichen Weiterentwicklung sowie ggf. Sicherheitsverwahrungen zum Schutz der Gesellschaft zu bemessen. Der Blick in die Vergangenheit dient allein dem Lernen für die Zukunft. Das allerdings ist sicherzustellen – wer nicht lernt, wird ggf. auch für weniger schwere Vergehen für lange Zeit in (ambulante) Maßnahmen eingebunden bleiben, während es selbst für Schwerstverbrecher nach mindestens doppelter psychiatrischer Unbedenklichkeitsbescheinigung eine Bewährungschance geben sollte. – Indem Rückfälligkeit eine schwerwiegende Missachtung gewährten Vertrauens sowie Respektlosigkeit gegenüber der Gesellschaft darstellt und der Schutz der Mitmenschen vor Gewalt Vorrang hat, müssen einer neuen Chancen Gewährung besonders qualifizierte Resozialisierungsmaßnahmen und Überprüfungsverfahren vorausgehen, welche eine wiederhergestellte Vertrauenswürdigkeit gewährleisten.
Ausbrüche werden nicht durch noch höhere Zäune und mehr Videoüberwachung verhindert, sondern durch effektive Hilfestellung bei der persönlichen Weiterentwicklung und durch die Regel, dass jeder Ausbruchsversuch eine Rückverlegung in eine Basiseinrichtung nach sich zieht. Das Problem des Drogenhandels in Gefängnissen kann nur von der Nachfrageseite her gelöst werden - durch hohe Anreize, an Entzugs- und Aufklärungsprogrammen teilzunehmen sowie durch die Eröffnung positiver Lebensperspektiven. Ärztlich überwachter Zugang zu Entwöhnungs Drogen wie Methadon muss gewährleistet sein, übergangs halber auch zu harten Stoffen wie Kokain, um in einer Dreifach Strategie erstens die Drogenabhängigen von ihrer Sucht zu heilen, zweitens den illegalen Drogenmarkt in Vollzugsanstalten Marktwirtschaftlich auszutrocknen und drittens dort die Erfahrungen zu sammeln, welche die Grundlage einer schrittweisen Modernisierung der Drogenpolitik in der freien Gesellschaft bilden. Jeder Schwarzmarkt zeigt an, dass die Marktwirtschaft manipuliert wurde – stets mit Profiteuren, die an seinem Weiterbestehen interessiert sind.
Der überfälligen Gesellschaftsreform kommt noch eine besondere sozio-medizinische Aktualität zu. Forscher an verschiedenen Universitätskliniken sind mit inzwischen beachtlichen Erfolgen dabei, den Ursachen des Alterungsprozesses auf die Spur zu kommen. Als wortwörtlich greifbare Resultate haben sie bereits ungefähr eine Handvoll verschiedener am Pharmamarkt erhältlicher Wirkstoffe ausgemacht, welche die Alterung auf klar definierten Wegen verzögern. Ausdrücklich geht es bei den gewinnbaren Extra Jahren nicht um die Verlängerung eines von Altersleiden getrübten Lebens, sondern um gesteigerte Vitalität, Beschwerdefreiheit und Lebensqualität in höheren Jahren, frei nach dem Motto alt werden, jung bleiben Zu dem Thema können die Publikationen des renommierten Forschers und Harvard-Professors David Sinclair Empfohlen werden.
Unter den bereits bekannten lebensverlängernden Stoffen kann besonders das NMN als Erfolgssicher gelten. Seine Wirkungsweise läuft auf die Auflösung eines Prioritäten Widerspruchs in der epigenetischen Steuerung innerhalb der Körperzellen hinaus und hat nur eine nennenswerte Nebenwirkung – den Preis.– Die Zivilisation befindet sich an exakt dieser Stelle an einem Scheideweg. Bleibt der Kapitalismus erhalten, richtiger gesagt weiter auf dem Vormarsch, ist u.a. auch eine sich rasch vertiefende Spaltung der Gesellschaft absehbar, nämlich in Wohlhabende, die sich solche neuen Präparate leisten können und in jeder Generation um Jahre und bald Jahrzehnte älter werden und Ärmere, die daran nicht teilhaben können.
Dass es in den Medien so auffallend still um das zukunftsweisende Thema ist, hat wie immer einen politischen Grund. Werden solche Produkte der Masse der einfachen Menschen zugänglich, eröffnen sich gesellschaftliche Problemlösungen, welche die Bürger zunehmend unabhängig machen und weniger Vorwände für staatliche Eingriffe übrig lassen. Länger, gesund und leistungsfähig bleibende Menschen können – und wollen – auch länger arbeiten und entlasten bei entsprechender Organisation die Rentenkassen. Da sich abzeichnet, dass sich auf demselben medizinischen Weg auch Demenzerscheinungen hinauszögern oder verhindern lassen, kann man den ohnehin immer wichtigeren Faktor der reichen Erfahrung älterer Mitarbeiter zukünftig besser nutzen. Damit geht eine Entlastung der Bildungssysteme einher, denn Ausbildung findet nicht mehr für einen beruflich aktiven Lebensabschnitt von 40, sondern von 50 und bald mehr Jahren statt. Auch die individuelle Vermögensbildung kann weiter fortgesetzt werden, was die Familien stärkt. Gleichzeitig fördert die fortgesetzte Akkumulation von Lebenserfahrung die persönliche Weiterentwicklung – nämlich zur Selbstverantwortung und eigenen Urteilsbildung und damit zur tatsächlichen Freiheit.
Wenn mitunter die Frage gestellt wird, ob es außer den Menschen wohl intelligentes Leben im Universum gibt, lautet die korrekte Antwort, „selbstverständlich, aber auf der Erde nur im eingeschränkten Sinn“. Das ist keineswegs als Beleidigung gemeint, sondern als hypocrisiesfreies Zurechtrücken der Maßstäbe, nämlich für die korrekte Einschätzung des genannten Scheideweges. – Wir haben gerade einmal 250 Jahre lang in der technischen Zivilisation zurückgelegt und epigenetische Forschung wird erst seit nicht mehr als 10 Jahren intensiv betrieben. - Wie weit entwickelt können also Zivilisationen sein, die bereits 2500 Jahre lang auf einem solchen friedlichen (ein tribalistischer ist absolut ausgeschlossen) Weg vorangeschritten sind? Bereits das muss gigantisch sein. Aber auf dem friedlichen Weg kann es immer weitergehen, denn zwangsläufig sind alle Vorgänge auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Also kann man versuchen vorzustellen, wie der Entwicklungsstand nach 25.000 Jahren, nach 250.000 Jahren, und nach 2,5 Millionen aussehen könnte, oder gar nach 25 Millionen, 250 Millionen oder nach 2,5 Milliarden Jahren. Aus der sehr blassen Ahnung kann man zumindest eines mit Sicherheit ableiten: Mit unseren allerersten Gehversuchen in der technischen Zivilisation gehören wir noch zu den absoluten Volltrotteln des Universums. Der Scheideweg ist der zwischen einer Zukunftsperspektive, die diesen Namen verdient und dem passiven Verharren im Zustand einer fast intelligenten Art, die es nicht mehr zum entscheidenden Schritt ihrer Entwicklung geschafft hat – nämlich solche Organisationsformen ihres Zusammenlebens rational einzurichten, die ihr nachhaltiges Überleben gewährleisten.