Im Jahr 1996 hat der bekannte Holocaust-Leugner David Irving einen Prozess gegen Prof. Deborah Lipstadt verloren, in dessen Verlauf ihm inkorrekter Umgang mit Dokumenten und Verbiegung von Fakten nachgewiesen werden konnte. Dieser auf der rational-argumentativen Ebene ausgefochtene Disput hätte jedoch weit effektiver außerhalb einer formalen Rechtsauseinandersetzung stattgefunden. Dazu hätte Irving lediglich aufgefordert werden müssen, sich mit Fachexperten zusammenzusetzen und Dokument für Dokument in entspannter Atmosphäre durchzugehen. Dabei wäre er unausweichlich auf die Fehler gestoßen, die ihm unterlaufen waren. Indem ein Gerichtsprozess stets unter dem Stress von Konfrontation abläuft, (also unter biologischen Parametern, die eigentlich für einen physischen Kampf programmiert sind) können sich die höheren Hirnleistungen wie namentlich hypokrisiefreie Beurteilung und rationale Einsicht keinesfalls voll entfalten.
Mittlerweile ist absehbar, dass der juristisch errungene Sieg der Holocaustexperten keinen Bestand haben kann, weil die Seite der Holocaustbestreiter auf einer ganz anderen Ebene Zulauf erhält, und zwar auf der demographischen. Bereits nach einer 2014 veröffentlichten Statistik hat die Mehrheit der Moslems weltweit entweder noch nichts vom Holocaust gehört oder zweifelt diesen an. Dabei liegen die Prozentwerte in den jüngeren Altersgruppen noch deutlich höher als in älteren, eine Beobachtung, die auch für Angehörige anderer Religionsgruppen gilt und eine alarmierende Entwicklungsrichtung anzeigt. / Vgl. Emma Green, The World is full of Holocaust Deniers, 2014, in The Atlantic, Referenz https://www.theatlantic.com/international/archive/2014/05/the-world-is-full-of-holocaust-deniers/370870/
Wie an den Aktivitäten der UNO, der Medien und vieler NGOs ablesbar (Kapitel B 10.), werden diese Entwicklungen von der Macht des grossen Geldes gefördert - und sie fügen sich nahtlos in einen die Zivilisation bedrohenden Trend ein. Dieser führt von der selbstbestimmten und friedlichen Ebene einer Ideenevolution auf die primitive Ebene eines bewaffneten „Kampfes der Weltanschauungen“ hinab - einem neuen Mittelalter entgegen. Jüngste Enthüllungen (Ende 2021) zeigen, welche subtil polarisierende Rolle dabei die oligopolistischen sozialen (?) Medien spielen.
Mit diesem destruktiven Trend im Bewusstsein wird hinsichtlich der israelischen Sicherheit zweierlei klar. Erstens vernachlässigen politische Gruppierungen und Parteien bei der Wahrnehmung der Interessen Israels und allgemein jüdischer Menschen zunehmend die historischen Rechtspositionen und überhaupt die rational-argumentative Ebene. Stattdessen lassen sie sich zu selbstzerstörerischen Antistrategien wie Appeasement oder im anderen Extrem zu provozierenden bis militaristischen Aktionen verleiten. Zu den provozierenden gehört die Nichtanerkennung der demokratisch gewählten Hamas-Regierung im Gazastreifen, weil die Organisation als Terrorgruppe eingestuft ist. Die terroristische Historie der Organisation ist unbestreitbar, aber mit der Nichtanerkennung hat man die Chance vertan, dass diese in die Entwicklung zu einer seriösen demokratischen Partei eintritt.
Da mit Terroristen „nicht verhandelt“ wird, bedeutet das im Umkehrschluss, dass hartes Durchgreifen und Gegengewalt als einzige verbleibende Mittel betrachtet werden. Zum harten Durchgreifen gegen islamistischen Terror fehlt allerdings jegliche zielführende Strategie, denn die würde vor allem Autorität erfordern, die der „Westen“ jedoch bereits in Vietnam (Kapitel A 20., zweite Hälfte), Afghanistan und im Irak (Anhänge C 6, letztes Drittel und C 7.) verspielt hat. Die Ergebnisse von über 20 Jahren „Krieg gegen den Terror“ bestehen im absoluten Gegenteil der verkündeten Ziele, namentlich in einer demontierten Reputation der Führungsmacht USA. In diesem politischen Ambiente kann das Abstempeln der Hamas als Terrorgruppe keinesfalls deren positiver Evolution zu einer fair demokratischen Partei dienen, sondern nur der Bestärkung in ihrer Gewaltbereitschaft - psychologisch ein Effekt der „self fulfilling prophecy“ – selbsterfüllenden Prophezeiung.
Auch die Ankündigung eines Angriffs auf iranische Ziele durch den israelischen Verteidigungsminister Benjamin Gantz im Dezember 2021 steht für einen selbstzerstörerischen Kurs und für das Gegenteil von dem, was Moshe Dajan 1967 mit sensibler Hand beim Management des 6-Tage-Krieges geleistet hat. Ein vermeintlich präventiver Militärschlag gegen den Iran hätte hingegen das Potenzial, die in Kapitel A 31 gegen Schluss skizzierte Gewaltkette in Gang zu bringen bzw. fortzusetzen – und würde Israels Überlebensinteressen dadurch massiv gefährden – siehe Kapitel B 12.
Zweitens und mit der drohenden Gewaltkette eng verzahnt, ist die Wahrnehmung israelisch-jüdischer Interessen auch im Umgang mit dem Holocaust zunehmend in eine gefährliche Sackgasse geraten. Wie oben gesehen, bringen gelegentliche Gerichtsverfahren in diesem Themenbereich zwar diverse Fehler der Leugner und Verharmloser der Verbrechen ans Licht. Genauer gesagt könnten diese ans Licht gebracht werden, wenn die Medien des Mainstream dieses ungemein wertvolle argumentative Rüstzeug in ihrer Berichterstattung aufgreifen, auf allen intellektuellen Niveaus aufbereiten und breit publizieren würden. Doch stattdessen werden die Rechtsverfahren in der Art einer platten Sensation präsentiert und damit die irrationalen, tribalistischen Elemente im Umfeld jedes Rechtsstreits angesprochen. Die adrenalingeladene Atmosphäre - nicht nur im Gerichtssaal, sondern auch in der Gesellschaft - verhindert die notwendige Entspannung, in welcher rationale Überzeugung und eine Veränderung von Menschen zum Guten gelingen kann. Denn auf dem Niveau der Ideenevolution geht es nicht um die Bekämpfung von Personen, auch nicht von Nazis und Holocaustleugnern, sondern um sachliche Korrektur von Inhalten in deren Vorstellungswelt. - Gelingt die mentale Öffnung für einen aufrichtigen und geduldigen Dialog, können - ganz im Ernst - aus überzeugten Nazis aufrichtige Freunde der Juden werden.
In den Nachkriegsjahren waren in Deutschland zahlreiche Bücher zum Themenkomplex Naziherrschaft und 2. Weltkrieg erschienen. Einige handelten vom Holocaust, in anderen wurden die militärischen Aktionen thematisiert. In diesem Kontext kamen auch völkerrechtswidrige Seiten der alliierten Kriegsführung zur Sprache, beispielsweise bei der Kriegsgefangenen-Behandlung und beim systematischen Einsatz von Phosphor- und anderen Brandbomben gegen Zivilisten.
Die meisten dieser Bücher hatten den Charakter frisch aus der Erinnerung aufgezeichneter Berichte und deckten sich größtenteils mit dem, was Menschen im persönlichen Umfeld als Augenzeugen erlebt hatten. Erst etwa ab 1960 und sich bis Ende der 1980er Jahre steigernd tauchte eine Kategorie von Büchern auf, in denen der Holocaust verharmlost, in Frage gestellt oder glatt geleugnet wurde - 1959 L. K. Smith's Cross and the Flag, 1964 Paul Rassinier, The Drama of European Jewry, 1966–67 Harry Elmer Barnes, Artikel in der Zeitschrift Rampart Journal, 1969 Noontide Press, The Myth of the Six Million. / Encyclopedia, Holocaust Denial: Key Dates, Referenz https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/holocaust-denial-key-dates
Zur selben Zeit musste einem aufmerksamen Beobachter auffallen, dass in den inzwischen amerikanisch dominierten Verlagsmedien alliierte Kriegsrechts Verstöße, z.B. gezielte Angriffe auf Flüchtlingstrecks (u.a. in Dresden), systematisch verharmlost wurden. So unterlagen die Angaben zu den Opferzahlen bei den alliierten Luftangriffen auf das mit Flüchtlingen aus Schlesien überlaufene Dresden vom 13. bis zum 15. Februar 1945 über die Nachkriegs Jahrzehnte hinweg einer stetigen „Korrektur“ nach unten, so dass man mittlerweile bei „bis zu 25.000“ angekommen ist, einer Zahl, die bereits angesichts der über 1300 beteiligten Flugzeuge nachdenklich stimmen muss (und auch im Widerspruch zu unabhängigen angelsächsischen Quellen steht / vgl. z.B. John Black, The Truth about the 1945 Bombing of Dresden, in Workers World, 23 February 1995, Referenz http://www.hartford-hwp.com/archives/61/001.html
Verständlicherweise kam bei vielen Deutschen der Verdacht einer einseitigen Fakten Verbiegung mithilfe der Medienmacht auf - deren oft konzertiertes Funktionieren als hoch wirksame Propagandamaschine namentlich von Prof. Noam Chomsky hinlänglich nachgewiesen wurde, u.a. in seinem Buch Media Control. Als in den 1960er Jahren Bücher auftauchten, denen zufolge der Holocaust eine Propagandaerfindung gewesen wäre, schienen diese vermeintlichen Enthüllungen stimmig zu den offenkundigen Verharmlosungstendenzen bei alliierten Kriegsregelverstössen zu passen. Heute, die Resultate jahrzehntelanger Polarisierung vor Augen, erweist sich die Veröffentlichung der den Holocaust leugnenden Pseudoenthüllungen als schlichter Betrug - der aber durch ein breites mediales Ambiente, das alliierte Kriegsverfehlungen systematisch herunterspielte, zu einem polarisierenden Monster heranwuchs.
So war die (sachlich widerlegbare) Art der Verfälschung in den Schriften gar nicht das Perfide daran, sondern ihr Auftauchen in einem Zeitfenster, als offenkundige mediale Verharmlosungstendenzen im Themenbereich alliierter Verstöße bereits viele Deutsche misstrauisch gemacht hatten. Dieses Misstrauen war der höchst gefährliche Nährboden, auf dem sich die Verfälschung, Verleugnung und Verharmlosung des Holocaust ausbreiten konnten. In dem perfide eingerichteten Ambiente einer doppelten Verfälschung und einer (dahinter über Kreuz versteckten) doppelten Wahrheit hatte jede der beide Seiten – Juden und Deutsche – kaum eine Chance, die ganze Wahrheit zu sehen, solange jede der (vermeintlichen) Gegenseite unterstellte, Verfälschungen in Umlauf zu bringen, welche deren Opferrolle künstlich überhöhen sollte. Denn nicht nur konnten die Holocaustverharmlosungen von Deutschen leicht für wahr gehalten werden, weil sie zu den tatsächlichen medialen Verfälschungen deutscher Opferpferzahlen plausibel zu passen schienen, auch die tatsächlich hohen Zahlen konnten in diesem medialen Ambiente von Juden leicht für überhöhte Darstellungen gehalten werden, deren Verbreitung demselben gruppenegoistischen Motiv unterstellt wäre wie das Abstreiten des Holocaust. Ebenso leicht konnten Holocaustbestreitern, die ihr falsches Narrativ lediglich gutgläubig weitergetragen haben, Verfälschungsabsichten unterstellt werden.
Im Resultat war man auf beiden Seiten oft der Verlockung erlegen, die in Wahrheit korrekten Darstellungen der (vermeintlichen) Gegenseite als Betrugsversuch anzuzweifeln. Diese gegenseitige Erosion der Reputation hat jahrzehntelang verhindert, die bereits zeitnah zum Krieg dokumentierte und bezeugte Wahrheit als anerkannte historische Faktenlage zu etablieren. Dadurch wird einflussreichen Kräften gestattet, zu einem ihnen passenden Zeitpunkt die ihnen genehme „Wahrheit“ aus diesem Brei auszuwählen und als offiziellen historischen Fakt zu etablieren. Ebenso wie beim Palästinakonflikt ist damit ein Dauer-Nichtfrieden entstanden, der beide Seiten zu Verlierern macht, besonders aber die jüdische, indem die Holocaust-Leugnung inzwischen weltweit in Ausbreitung begriffen ist.
Diese gigantische Kombination aus Desintegration der Gesellschaft und Fälschung der Geschichte hätte im Ambiente eines tatsächlich freien, fairen, konzeptuell arbeitenden und rein der Wahrheitsfindung verschriebenen Journalismus (Kapitel A 12.) nicht dauerhaft stattfinden können. Doch im vom grossen Geld dominierten „Westen“ gilt in Politik und Medienwelt ein unausgesprochener, aber letztlich immer hartnäckig durchgesetzter (weil in der Political Correctness enthaltener) Vorrang – nämlich die Bedienung der Interessen des Großkapitals.
Bis Ende der 1950er Jahre waren die zerbombten Städte wieder aufgebaut und auch das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden entwickelte sich positiv, wobei beide Seiten versuchten, angemessen mit der aus dem Holocaust entstandenen Schuld umzugehen. Das Erscheinen von Schriften, die den Völkermord leugneten und der jüdischen Seite Betrug vorwarfen, emotionalisierte alle Beteiligten und führte zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des bereits fortgeschrittenen Versöhnungsprozesses.
Doch genau dieser entspannten Atmosphäre hätte es dringend bedurft, um die auf die Fälschungen hereingefallenen Personen von der Korrektheit der tatsächlichen Holocaust-Dokumentationen zu überzeugen. Dann hätte sich auch nicht die tribalistisch-sittenwidrige Praxis ausbreiten können, Opferzahlen gegeneinander aufzurechnen und politisch zu instrumentalisieren. Stattdessen hätte man erkennen müssen, dass es den Respekt vor jedem einzelnen Individuum hinter Opferzahlen verlangt, beim möglichen Abwärtskorrigieren extreme Sensibilität walten zu lassen. Damit wäre auch klar geworden, dass ein Ziel existiert, das sogar noch über dem Auffinden der Wahrheit steht, nämlich das gemeinsame und aufrichtige Suchen nach der Wahrheit.
Doch nicht genug mit den unseriösen, den Holocaust leugnenden Schriften, entwickelte auch eine angeblich die Ehre und Sicherheit der Juden verteidigende Politik Strategien, welche den Disput zwischen Holocaust-Experten und Holocaust-Bestreitern noch weiter von einer rationalen, auf Beweise und Argumente gestützten Beilegung weggeführt haben. So wurden Strafgesetze ohne Reflexion der psychologischen Konsequenzen erlassen, die zwar dem berechtigten Anliegen der jüdischen Gemeinschaft entsprachen, vor Respektlosigkeit gegenüber den Opfern geschützt zu werden - aber seit ihrer Einführung um Welten mehr Schaden als Nutzen eingetragen haben.
Schon in der begrifflichen Abgrenzung gelang nicht die Unterscheidung zwischen definitiven Dokumentenfälschern (den eigentlichen Leugnern) und denjenigen, die gutgläubig auf derartige Fälschungen hereingefallen sind und die Sichtweise ebenso gutgläubig weitertragen. Die Kontraproduktivität der strafrechtlichen Verfolgung war 2006 in Österreich gut zu beobachten, als der bekannte Leugner und Autor David Irving zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Irving konnte die tatsächlich nur 13 absolvierten Monate nicht nur zum Schreiben eines weiteren Buches bei Vollpension verwenden, er gewann auch durch seine großspurigen Auftritte vor Gericht weiter an Bekanntheit und wurde weltweit von gutgläubigen Personen als Märtyrer angesehen. Der Fall bestätigt beispielhaft die Unumgänglichkeit der weltweiten Einführung einer Verantwortungsgerichtsbarkeit (Kapitel A. 32), unter der ein aktiver Fälscher umgehend nach der Tat (und nicht wie Irving viele Jahre später) mit den Beweisen für seine die Fakten verbiegende Vorgehensweise konfrontiert worden wäre, um bis zur nachweislichen Entwicklung des erforderlichen Verantwortungsbewusstseins nicht in Haft, sondern in psychologischen Schulungsprogrammen zu verbleiben.
Die Strategie, spezifische Strafgesetze zum vermeintlichen Schutz einer historischen Wahrheit zu erlassen, erweist sich als doppelt verfehlt. Zum einen wird, wie das Beispiel gezeigt hat, eine Rehabilitation der Täter konterkariert. Doch weitaus schwerer wiegt, dass den Interessen der Opfer und Angehörigen in unfassbarem Umfang geschadet wird. So wie man sich bei der Verteidigung der legitimen Überlebens Interessen Israels zu zwei zum ewigen Scheitern verurteilten Antistrategien hat verleiten lassen (Appeasement und rufschändende harte bis plump miltaristische Linie), gilt das auch für die strafgesetzlichen Massnahmen zum „Schutz“ gegen Holocaustleugnung.
Die Juden haben in mehreren Nahost-Kriegen bereits hinlänglich bewiesen, dass sie sich sehr gut ohne (und zwar viel besser als mit) großen „Beschützer“ selbst helfen können. Erst Recht besteht auf dem rational-argumentativen Gebiet hervorragende Verteidigungsfähigkeit, denn nicht nur haben sie die besten Anwälte und Wissenschaftler der Welt in ihren Reihen, sondern auch die Wahrheit auf ihrer Seite. – Nur die Art der Kommunikation der Wahrheit zu den Bürgern weist sehr befremdliche Defizite auf.
Denn eine absolut korrekte Sache, wie die sehr detailliert belegte Darstellung des Massenmordes in den Konzentrationslagern mit dem Strafrecht durchzuboxen, erweist sich als weitaus schlimmer als das sprichwörtliche Einrennen offener Türen. Es ist eher vergleichbar damit, eine Waffe offen mit sich zu führen, wenn man am Bankschalter ganz legal Geld von seinem Konto abhebt. Die unausbleibliche Folge ist - allermindestens - ein psychologisch verheerender Verdacht.
Der wirklich zielführende Umgang mit dem Thema besteht dagegen in selbstbewusster Öffnung. Das bedeutet u.a., die lange Liste der Holocaust-Prozessakten, die historischen Gutachten und die Primärquellen aufzuarbeiten, um sie anschliessend Punkt für Punkt und in wissenschaftlich einwandfreier Form den falschen Behauptungen der Leugner gegenüberzustellen und diese sachlich zu widerlegen. Mit diesem mentalen Rüstzeug (vor allem in Kompaktformen verschiedener Komprimierungsgrade) in der Hand kann man auf Skeptiker und Holocaustbestreiter zugehen (eingeschlossen definitive Nazis), sie auf Informationsveranstaltungen mit freier Diskussionsmöglichkeit einladen und so langsam Vertrauen aufbauen. Genau das haben die spezifischen Strafgesetze bereits viel zu lange verhindert. Eine konstruktive Gesprächsatmosphäre setzt voraus, dass jede Seite ihren Standpunkt in der vollen Überzeugung seiner Korrektheit vertreten kann, abseits jeder Absicht, die Gegenseite mit bewusst unwahren Anschuldigungen zu diffamieren. Ein Strafrecht, das einerseits nicht wirkungsvoll vor bewussten Fälschern (also tatsächlichen Leugnern) schützt und andererseits die viel grössere Zahl von Personen strafrechtlich bedroht, die als Verharmloser, Zweifler oder Holocaustbestreiter lediglich fehlinformiert sind, konterkariert sein erklärtes Ziel in gigantischem Maßstab. Das Misstrauen gegen die korrekte, aber gesetzlich zu Tode „verteidigte“ Holocaust-Dokumentation kann dadurch nach einfachsten psychologischen Regeln nur zunehmen.
Im Nahostkonflikt ebenso wie im Holocaustthema befinden sich die Juden eindeutig im Recht, doch ist es ihnen nicht vergönnt, ihren - oft nur vermeintlichen – Gegnern sowie den einfachen Bürgern und zunehmend sogar den Menschen in ihren eigenen Reihen diese einwandfreien Positionen klar und rational überzeugend zu präsentieren – mit der unausbleiblichen Folge eines inflationär anwachsenden Antisemitismus. Wären die Vertreter des großen Geldes jemals ihre aufrichtigen Freunde und Beschützer gewesen, hätten die Juden und der Staat Israel niemals in eine solche künstlich geschwächte und bedrohte Position geraten können.
Diese Position kann solange noch weiter erodiert werden, wie sich das Volk Israel von seinem geraden, unabhängigen Weg abbringen lässt. Allein auf diesem Weg steht ihm die titanische Kraft der Wahrheit, der fairen Verteidigung und des rationalen Arguments zur Verfügung, während der Weg plumper Gewalt ebenso wie derjenige der Macht des Geldes die eigenen Kräfte gegen sich selbst umleitet. Dies zeigen die selbstzerstörerischen Effekte der physischen Gewalt (u.a. Siedlungsbau im Westjordanland), der strukturellen Gewalt (Versagung des Selbstbestimmungsrechts in der Westbank und damit eines eigenverantwortlichen Palästinenserstaats) und der weltanschaulichen Gewalt (indem man Holocaust-Bestreiter wie bewusste Leugner strafrechtlich verfolgt, statt sie entstresst von der Wahrheit zu überzeugen). Vernünftige, psychologisch qualifizierte Ansätze der Wahrheitsverbeitung kommen (trotz eines z.T. mitreißenden Optimismus) kaum zum Zuge, weil sie von den Medien und finanzstarken NGOs systematisch ignoriert werden. / Vgl. Robert Satloff, The Crumbling Walls of Arab Holocaust Denial, The Washington Institute for Near East Policy, April 2021, Referenz https://www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/crumbling-walls-arab-holocaust-denial
Hitler hatte sich gegen Ende seiner verheerenden Diktatur noch geäußert, „die Geschichte“ würde ihn „freisprechen“. Es ist die allerhöchste Zeit zu erkennen, dass die Welt sich im Eiltempo auf Zustände zubewegt, in denen dieser geschichtsverfälschende Freispruch Normalität wäre. Dabei war ausser Stalin (dessen Verbrechen gleichfalls auffallend aus dem historischen Fokus gehalten werden) niemand sonst in einem solchen Masse daran beteiligt, die europäisch zivilisierten Nationen und unter diesen vor allem Juden, Deutsche und Russen, mit Krieg und Ermordung gegeneinander auszubluten. Im Resultat sind diese drei Nationen und Gemeinschaften weltweit die einzigen, deren zahlenmäßiger Bestand innerhalb der letzten über einhundert Jahre nicht gestiegen ist, während so gut wie alle anderen eine Verdopplung bis Verzehnfachung erlebt haben.