Als einzige intelligente Art ist der Mensch auch die einzige, die keine ernsthaften Konkurrenten unter den anderen Bewohnern der Erde hat. Der damit allein verbliebene innerartliche Wettbewerb hat so stark zugenommen, dass es regelmässig zur systematischen Tötung von Artgenossen kommt – und zwar gruppenweise in Kriegen, Revolutionen und Bürgerkriegen.– Diese Konstellation ist auch die Ursache für eine widersprüchliche menschliche Natur, denn einerseits muss sich ein Individuum auf die überlebensnotwendige Kooperation mit anderen Menschen einstellen und andererseits auf den eventuell harten Wettbewerb mit seinen Artgenossen um begrenzte Ressourcen (Wasser, Nahrung, Unterkunft usw.). Im Resultat haben sich Gruppen (Stämme, Völker, Nationen) geformt, innerhalb derer sich der Wettbewerb zwischen den Individuen in einem mehr oder weniger fair organisierten Rechtsrahmen vollzieht. Der Wettbewerb zwischen den Gruppen spielt sich dagegen großenteils gewaltsam in einer nicht abreißenden Kette kriegerischer Auseinandersetzungen ab. Daran haben auch die internationalen Gremien Völkerbund (1919-1946) und UNO (seit 1945) trotz konstruktiver Absichtserklärungen wie namentlich der UN- Charta von 1945 nichts geändert.
Kriege stellen eine sehr harte - und in einer besseren Zukunft zwingend durch wesentlich gemässigte zu ersetzende - Form des Kräftemessens zwischen Staaten oder anders organisierten Gruppen dar, bei denen es regelmäßig zur Tötung persönlich unbekannter Menschen sowie zu Invasion und Eroberung von Territorien kommt. Indem der Sieger die Friedensbedingungen bestimmen kann, birgt jedoch jeder abgeschlossene Krieg auch die große Chance, die offenkundig nicht stabilen Vorkriegs Verhältnisse durch eine neue, dauerhafte Friedensordnung zu ersetzen - als Grundlage für ein zukünftig auskömmliches Nebeneinander Leben. Grundlage der neuen Ordnung ist, dass die einmal festgestellte Kräfte Rangordnung erhalten bleibt. Es ist dazu opportun, dem Unterlegenen die militärischen Ressourcen zu entziehen (Doppel Beispiel Deutschland, das nach beiden Weltkriegen entmilitarisiert wurde – allerdings kapitalismustypisch nicht nachhaltig).
Auf diese Weise wird eine regional - bei einer Supermacht global - souveräne Führungsposition eingerichtet, die auch anderen Ländern in ihrem Einflussbereich Sicherheit und Wohlstand bietet. Dieses Prinzip der Stabilität durch Souveränität ist – historisch nachweisbar -- dauerhaft wirkungsvoll, indem es Respekt schafft, der auf psychologischer Ebene keine Ansatzmöglichkeiten für Widerstand und Auflehnung bietet. Auch auf der rationalen Ebene werden potenzielle Angreifer abgeschreckt, indem diese ein inakzeptables Risiko Erkennen können. - Der Kapitalismus hat neben anderen auch dieses Stabilitätsprinzip mit Füßen getreten, indem er willkürlich Konstellationen verursacht hat, in denen Krieg aus machtpolitischer Sicht kein Risiko birgt.
Es ist lohnend, unter diesem Aspekt noch einmal auf die Kriege in Korea und Vietnam zurückzublicken. Die in diesem Buch vertretene und begründete These, der zufolge sich Extrem-Leninisten bzw. Stalinisten seit über einem Jahrhundert einer Duldung, wenn nicht sogar Förderung durch die Kapitalisten erfreuen, hat scheinbar eine argumentative Lücke. Sie erklärt nämlich auf den ersten Blick nicht, wie es die jeweilige Führung in Nordkorea und Nordvietnam billigen konnte, dass die vom Großkapital beherrschten USA in beiden Kriegen die Opferzahlen durch langjähriges Verschleppen und Einsatz entsprechender Waffen (Phosphor- bzw. Napalmbomben) in die Höhe getrieben haben. – Doch aus der Sicht narzisstisch-tribalistischer Führer hat das Individuum keinen Stellenwert, auch Opferzahlen nicht, solange das machtpolitische Gewicht der beherrschten Gruppe darunter nicht leidet oder sogar noch wächst. So ist die Einwohnerzahl Vietnams während der 20 Kriegsjahre um beachtliche 70 % angestiegen. / Vietnam Population, in World Population Review 2021, Referenz https://worldpopulationreview.com/countries/vietnam-population
Wenn aber Krieg aus machtpolitischer Sicht kein Risiko darstellt, wird er zum attraktiven Glücksspiel für skrupellose und gewaltbereite Kräfte, die als Initiatoren andere für ihre Ziele kämpfen lassen und diese dabei bedenkenlos opfern.
Das Antiprinzip der Opferung ist auch einer der Antriebsmotoren des militanten Islamismus. Zu diesem Thema finden sich nähere Betrachtungen im Anhang C 6. Diese zeigen, dass die fehl gelenkte US-Politik denselben in keiner Weise eingedämmt hat, sondern im Gegenteil dessen Akteure ermutigt. Hinter dieser Ermutigung steckt kapitalismus typisch ein Antikonzept, hier konkret die fortwährende Beschädigung des Respekts, den noch irgend jemand im islamischen Raum gegenüber den Vereinigten Staaten aufzubringen vermag. – Wenn diesen Tendenzen nicht ganz umgehend entgegengetreten wird (siehe Anhang C 6.), treibt die Hochfinanz die USA und die übrigen Länder des “Westens” in die undemokratischen Hände der UNO und damit in ihre eigenen.
Nur aus einer nach außen souveränen Position ihres Staates kann eine Gesellschaft erstens Integrationskraft zur authentischen Einbeziehung außenstehender Personen in ihre Hochzivilisation aufrechterhalten und zweitens eine Politik der grösstmöglichen Fairness auch gegenüber Bevölkerungsgruppen und Staaten mit eingeschränkter Kompatibilität praktizieren – soweit es das Gebot des Selbstschutzes zulässt.
Das antike Machtgefüge des römischen Imperiums mit dem Zentrum Rom, seinem italienischen Kernland und den rund um das verbindende Mittelmeer gelegenen Provinzen war auf der Grundlage einer solchen souveränen Überlegenheit gegenüber den Völkern jenseits der Grenzen über Jahrhunderte hinweg stabil (ziemlich genau 21 Jahrhunderte bis zum Fall der oströmischen Hauptstadt Konstantinopel).
Unter dem dafür maßgeblichen psychologischen Blickwinkel versteht man diese Stabilität am besten, indem man eine Parallele zieht, eine Parallele zur Familie. Die souveräne Großmacht kann von den Menschen in ihrer Peripherie als Vater- bzw. Mutter-Figur wahrgenommen werden. Noch besser passt allerdings „grosser Bruder“ oder „große Schwester“ - wie es eine im Familienverband vorkommende Idealform zeigt, welche das Phänomen auf den Punkt bringt: Während es als Selbstverständlichkeit gilt, dass Eltern ihre Kinder frei von Missgunst und Eifersucht lieben, existiert zwischen Geschwistern neben familiärer Liebe auch Eifersucht. Letztere ist aus der faktischen Wettbewerbssituation auch plausibel erklärbar. Es existiert jedoch eine Geschwisterkonstellation, in welcher negative Empfindungen überhaupt nicht vorkommen.
Die Rede ist von einer Familie mit zwei oder mehr Kindern, zwischen denen geringe bis mäßige Altersabstände bestehen. Zwischen diesen Geschwistern kommt es „wie üblich“ nicht selten zu Streitereien und Eifersüchteleien. Doch wenn auf diese Geschwisterreihe deutlich später noch ein Nachzögling folgt, werden bei den älteren Geschwistern ganz andere Verhaltensprogramme (des instinktiven „Es“ nach S. Freud) aktiviert als die weiterhin zwischen ihnen selbst wirksamen. Entscheidend ist, dass die Älteren bei Geburt des Nachzöglings bereits das Jugendalter, also eine gewisse Reife, erreicht haben. Jede große Schwester befindet sich dann gegenüber dem kleinen Geschwister psychologisch im Status einer zusätzlichen Mutter, jeder Bruder in dem eines zusätzlichen Vaters. Diese emotionale Rollenzuordnung bleibt zeitlebens erhalten - und damit auch das Fehlen jeder Eifersucht.
Auf die Staatenwelt übertragen bedeutet das, dass eine einzelne Führungsmacht oder eine starke Allianz gegenüber allen übrigen Staaten die Rolle des gereiften, schon weiterentwickelten großen Bruders einnehmen kann. Um die entsprechenden emotionalen Programme ansprechen zu können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.
Die wirtschaftliche, wissenschaftliche und sonstige Überlegenheit der Weltmacht oder Allianz bildet die Basis einer echten Souveränität ohne Dünkel und ohne alberne Überlegenheitsparolen (wer die nötig hat, beweist nicht Souveränität, sondern versteckte Minderwertigkeitskomplexe). Thomas Jefferson's Statement lautet: “We confide in our strength, without boasting of it, we respect that of others, without fearing it.” – Wir vertrauen auf unsere Stärke, ohne mit ihr zu prahlen, wir respektieren diejenige von anderen, ohne sie zu fürchten.
Aus ihrer souveränen Position kann die Große Allianz eine rein positiv motivierte Moderation der internationalen Belange handhaben, deren Grundprinzipien in Wohlwollen, Fairness und Harmonie bestehen. Ihre Funktion ist insofern weniger die eines Weltpolizisten als die eines verständnisvollen Gesprächspartners, Moderators, Vorbildes und Lieferanten technologischer sowie soziopolitischer Ideen und Impulse. Dieses Profil unterscheidet sich damit klar von dem der aktuellen, grundlegend reformbedürftigen UNO wie auch von dem der kapitalistisch verfremdeten Supermacht USA. Denn deren Handlungen waren durch willkürliche Bevorzugung oder Benachteiligung nach Sympathie und viel weniger durch Orientierung an klaren Prinzipien gekennzeichnet und damit hypokritisch, parteiisch und im Resultat destabilisierend – Beispiele folgen in den Kapiteln B 7. und B 9. sowie in Anhang C 7.
Die zwischenstaatlichen Beziehungen orientieren sich am Prinzip des Solidaritäts Gradienten, der von der Allianz und ihren Mitglieds Nationen über einem Ring befreundeter Staaten mit ähnlichen Wertvorstellungen über Länder mit mässigen Gemeinsamkeiten bis hin zu Staaten mit offensichtlich geringer Kompatibilität reicht. Diese Letzteren werden entsprechend den Prinzipien der rechtlichen Gleichstellung und unantastbaren Souveränität aller Länder und Nationen entsprechend Artikel 1. und 2. der UNO- Charta toleriert, und zwar unter der Bedingung, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht.
Verantwortungsbewusstsein und Solidarität seitens der demokratischen Vertreter der Führungsmacht erstrecken sich nicht nur auf die Bewohner der Allianz, sondern auch auf die der übrigen Staaten, allerdings dem genannten Gradienten entsprechend vorrangig auf die eigenen.
Der Gradient stellt sich als Ergebnis praktizierter Eigenverantwortung dar. Länder positionieren sich dabei selbst auf den verschiedenen konzentrischen Ringen um die Allianz, und zwar infolge ihrer mit freiheitlich- rechtsstaatlichen Prinzipien mehr oder weniger kompatiblen gesellschaftlichen Organisationsformen sowie infolge von Äusserungen und Handlungen ihrer politischen Vertreter.
Nach dem Prinzip des Solidarität Gradienten muss dem Selbstschutz der Allianz stets oberste Priorität zukommen. Niemals dürfen lebenswichtige Interessen der Rücksichtnahme auf fremde Interessen untergeordnet werden. – Aufopferung bis zur Selbstaufgabe, wie sie eine „konsequente“ Anwendung der kantischen Lehre vom selbstlosen Handeln im Rahmen einer bedingungslosen, nicht rational in Frage gestellten Pflichterfüllung mit sich bringt, endet dagegen selbstverschuldet auf dem schon erwähnten Friedhof der Geschichte. Das Fazit lautet: Gute Menschen, die sich so selbst zugrunde richten, verraten das Prinzip des Guten, welches im Gegenteil dauerhaft zu bewahren ist.
Da Wertegemeinschaften freiwillige Zusammenschlüsse darstellen, können sich einzelne Länder selbstverständlich auch wieder lösen oder es können neue hinzutreten. Die Schwierigkeiten, welche die wenig demokratisch legitimierte EU-Kommission den im Brexit ausgeschiedenen Briten bereitet hat, zeigen dagegen den kleinlich-tribalistischen Charakter und die Reformbedürftigkeit der Union, welche im Widerspruch zum offiziellen Etikett einer Wertegemeinschaft stehen.
Zu den befreundeten Ländern mit kompatibler Kultur und größtenteils deckungsgleichen Wertvorstellungen können verschiedene Industrie- und Schwellenländer wie u.a. Indien, Japan, Südkorea und Singapur gezählt werden. Diese Gruppe kann sich in der langfristigen Tendenz erweitern – jedoch nicht als Ansammlung tribalistischer Kommensalen, sondern als authentische Wertegemeinschaft. Vor allem mit China - unter Einbeziehung von Taiwan - hat ein intensiver und konstruktiver Austausch politischer Ideen höchste Priorität. – Dabei geht es außer um die inhaltlich-rationale auch um die emotionale Seite, mit dem Ziel, Hypokrisie abzubauen und stattdessen Verständnis und Vertrauen zu entwickeln. Um bestehende Gesellschaftsmodelle zu analysieren und Vorschläge für deren demokratische und freiheitliche Weiterentwicklung auszuarbeiten, werden gemeinsame Gedanken Schmieden benötigt.
Der erweiterte Arbeitsrahmen sollte u.a. die Erstellung von Entwürfen für verschiedene Module zu Aufgabenstellungen wie Gewährleistung eines authentisch freien Journalismus, Abbau der Bürokratie, technische Organisation direkter Demokratie, Kontrolle der politisch Mächtigen und für die Schaffung einer Verantwortungs Gerichtsbarkeit umfassen.
Auch die Einrichtung der neuen politischen Behörde des Volkstribun/ National Tribun stellt ein solches Modul dar, indem Struktur, Befugnisse, demokratische Wahl und die laufende Kontrollierbarkeit durch die Bürger zu definieren sind. In der Grundidee kommen dieser Behörde die beiden Schlüsselkompetenzen zu, kontraproduktive Gesetzgebung per Veto unterbinden zu können und die Überprüfung der Vertrauenswürdigkeit von Politikern und Verwaltungsbeamten zu organisieren. Wer bereit ist, in dieser Behörde zu arbeiten, muss akzeptieren, dass die Verwirklichung des essentiellen Prinzips Vertrauen in der Gesellschaft maßgeblich von seiner/ ihrer integren Amtsführung abhängt. Verstößt ein Mitarbeiter dieser Behörde seinerseits gegen das Vertrauensprinzip, muss angesichts der Tragweite in schweren Fällen die Höchststrafe drohen - was im zu reformierenden Strafrecht bei Wahrnehmung der psychologisch fundierten Bewährungschanen allerdings nur bei Rückfälligkeit (dann aber wesentlich) mehr als etwa 6 Jahre zu verbüssender Haft bedeuten sollte. Dasselbe gilt für Verantwortliche in zentralen Gesundheitsbehörden wie dem FDI oder dem Amt für Risikobewertung in Deutschland. Bei etwas milderer Strafandrohung müssen sich auch Politiker, Beamte und Verantwortliche in der pharmazeutischen und Lebensmittelindustrie per Amtseid einem solchen das Vertrauensprinzip schützenden besonderen Strafrecht unterwerfen, also alle Personen, von deren Vertrauenswürdigkeit Leben, Gesundheit und Sicherheit der Bürger im besonderen Mass abhängen.
Ein weiteres Schlüsselmodul bildet der Themenkomplex Gewaltfreiheit. Hier gilt es Religionsgemeinschaften und Vertreter philosophischer Denkrichtungen einschliesslich Staatsphilosophien wie derjenigen der Kommunistischen Partei Chinas und des türkischen Kemalismus (begründet von Kemal Atatürk) gerade wegen ihrer vermeintlichen Gegnerschaft in Gesprächsrunden zusammenzuführen. Auch Vertreter des Konfuzianismus gehören dazu, dessen Idee einer “Soft Power” besondere Aktualität hat. “Soft Power” hatte bereits wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Befreiung der selbständigen Existenzen vom staatlichen Bürokratismus in China und kann auch weltweit Impulse für eine harmonische gesellschaftliche Weiterentwicklung bieten. (Soft Power bedeutet innerhalb einer Gesellschaft die Gültigkeit der Prinzipien Fairness und Qualifikation. Nicht mittels tribalistischer “Verbindungen”, sondern durch Leistung und/ oder demokratische Wahl gelangen Personen in übergeordnete Positionen und zu größeren Befugnissen.)
Die langfristige Perspektive des Zusammenlebens zwischen der Grossen Allianz auf über der Hälfte der bewohnbaren Festlandoberfläche und dem aktuell wesentlich dynamischeren China auf ungefähr 7 % derselben bedarf einer konsequenten Ablösung aller gewaltsamen Formen des Konfliktmanagements. Dazu gehören selbstverständlich vertrauensbildende gegenseitige Abrüstungsüberwachung und die Absprache und Koordination aller jemals erforderlichen militärischen Eingriffe in den übrigen Staaten. Diese möglichen Eingriffe haben den Charakter von Polizeieinsätzen, indem sie im Rahmen einer von der Allianz und namentlich ihrem chinesischen Partner federführend organisierten Welt-Innenpolitik stattfinden. Der Einfluss der UNO muss davon abhängen, inwieweit diese ihre aktuelle tribalistische Parteilichkeit überwindet und sich wieder auf die Prinzipien ihrer Gründungscharta von 1945 besinnt. Dazu muss es für das ansonsten gültige Prinzip der Nichteinmischung in den Angelegenheiten souveräner Staaten klar definierte Ausnahmen geben. Nach dem Selbstbestimmungsrecht müssen sich Bürger per Referendum auch für eine nicht demokratische Verfassung entscheiden dürfen, beispielsweise eine Monarchie. Doch kann ein solches Votum auf einer notwendigen Weise freiheitlich dominierten Erde keine unbegrenzte Gültigkeit haben, sondern ist nach spätestens einer Generation, also ca. 25 Jahren, zu erneuern. Das erfüllt auch den Zweck, Diktatoren und Dynastien zu verantwortungsbewusster Politik zu motivieren. Eine denkbare Regel könnte lauten, dass die Allianz und ihre Partner im Falle der Verweigerung einer solchen Machtlegitimation die betreffende Regierung absetzt, eine verfassunggebende Versammlung wählen und später ein Referendum abhalten lässt. Ausdrücklich kann bei Widerstand kein Militärschlag das angemessene Mittel sein, sondern ein gewissermaßen minimalinvasiver Eingriff, bei dem ausschließlich die verantwortlichen Personen aufgespürt, festgesetzt und einem internationalen Gericht übergeben werden. Dieselbe Handhabung ist auch gegenüber allen Personen angebracht, die gegen die längst überfällige Abrüstung Vereinbarungen verstoßen. Diese Vereinbarungen sollten u.a. umfassen:
Absolutes Produktions- und Lagerungsverbot von Bio- und Chemiewaffen
Abschaffung und Ächtung aller Formen von Land- und Seeminen, Organisation der Räumung bestehender Minenfelder
Strategieplan zur schrittweisen Beseitigung aller Atomwaffen
Entmilitarisierung des Weltraums
Etablierung eines ständig zu verbessernden gegenseitigen Überwachungssystems, das die Rüstungsbegrenzung transparent macht
Unterbindung von Waffenlieferungen in Länder außerhalb des inneren Zirkels (Diese Maßnahme beginnt praktischerweise beim Ausgabestop für schwere Waffen an die Geheimdienste.)
Schrittweise Durchsetzung eines langfristigen Verbots jeglicher Waffenproduktion außerhalb der Allianz und ihrer engen Kooperationspartner
Erst auf einer höheren gesellschaftlichen Entwicklungsstufe Abschaffung privater Waffen für Selbstverteidigungszwecke
Alle diese Maßnahmen können den Frieden vorübergehend etablieren, doch für dessen langfristige Absicherung bedarf es einer kontinuierlich fortschreitenden Integration zwischen China und der Großen Allianz (wie auch innergesellschaftlich bei jedem der beiden Partner). Denn eine neue Phase der Instabilität entstände bereits dann, wenn die Allianz trotz Überwindung des bremsenden Kapitalismus und trotz klar größerer Ressourcen in ihrer langfristigen Entwicklung hinter China zurück bliebe. In diesem möglichen Szenario würde sich die Kräfte-Rangordnung zwischen den beiden ungleich großen Partnern zugunsten des kleineren umkehren. Der ewig wirksame Selbstverstärkungseffekt der Macht (siehe Kapitel B 3.) würde die neue Überlegenheit bis zu einer absolut souveränen Rangposition steigern. Früher oder später würde diese Konstellation eine wie auch immer gestaltete Kontrolle Chinas über das Territorium der Allianz nach sich ziehen. Bei der unvermeidbaren Unterwerfung der unterlegenen Seite wäre dabei jeder Einsatz von Gewalt strikt zu vermeiden, da Gewaltfreiheit die Grundvoraussetzung für das dauerhafte Überleben der Menschheit sowie für deren gleichfalls notwendige Höherentwicklung darstellt.
Die stabilisierende Neuordnung, die historisch bisher fast jede kriegerische Unterwerfung nach sich gezogen hat, muss auch bei einer friedlichen Unterwerfung stattfinden. Dazu gehört erstens eine Invasion und zweitens eine Integration. Eine nicht-militärische Invasion ist aber nichts anderes als Migration, und zwar von der überlegenen zur unterlegenen Seite. Um diese in eine harmonische Integration einmünden zu lassen und um auch strukturelle Gewalt zu vermeiden, sollte die Intensität der Migrationsströme auf sehr moderatem Niveau bleiben und nur so lange andauern, wie ein deutliches wirtschaftlich-technologisches Gefälle fortbesteht. Zweitens soll die Migration für die Aufnahmeländer definitive Vorteile bringen, namentlich in Form von Entwicklungsimpulsen, neuen Ideen und Schaffung interessanter Arbeitsplätze. Auf diese Weise wird die gewaltfreie Unterwerfung von den Bürgern nicht als eine Invasion von Fremden wahrgenommen, sondern als ein Hinzustoßen von Freunden, mit denen man vertrauensvoll und solidarisch verbunden ist.
Das Konzept der gewaltfreien Unterwerfung bedarf natürlich der Ausgestaltung in konsistenten Detailregelungen. Beispielsweise sollten sich Migranten im absendenden Land zuvor qualifizieren müssen, also u.a. bereits vorab Grundkenntnisse der Landessprache des Aufnahmelandes erworben haben, hohe Bildungsstandards erfüllen, neue Ideen mitbringen und rundum hohe soziale Kompatibilit für eine Integration aufweisen, welche damit im Aufnahmeland zügig erfolgen kann. Ausschließlich Ledige sollten migrieren und sich zudem verpflichten, keine feste Partnerschaft oder Ehe mit einer Person ihrer ethnisch-kulturellen Herkunftsgruppe einzugehen, denn die Herausbildung von Parallelgesellschaften ist im Ansatz zu unterbinden, ausdrücklich auch von Elite-Parallelgesellschaften. – Ein warnendes historisches Beispiel liefert das Problem befrachtete indische Kastenwesen (die Gesellschaft Einteilung in hierarchisch gestaffelte Klassen), das durch Eroberungswellen entstanden ist. Nach jeder Invasion hatten sich die Sieger als neue Oberklasse über die bereits geschichtete Vorbevölkerung gesetzt.
Anders als bei einer gewaltsamen Eroberung verzichtet die überlegene Partei im gewaltfreien Konzept darauf, der unterlegenen ihre Sprache, Kultur und/ oder Religion aufzuzwingen. Doch auch in diesem Punkt muss dem naturgesetzlichen Trend zur Konzentration Raum gegeben werden, so dass die Integration gegenüber der Desintegration stets die Oberhand behält. Dies kann geschehen, indem die Sprache der unterlegenen Seite langsam, aber kontinuierlich Wörter der überlegenen aufnimmt, so wie das seit Jahrzehnten mit der weltweiten Ausbreitung von Begriffen aus der englischen Sprache stattfindet (was einen der ganz wenigen konstruktiven Beiträge des Kapitalismus zur kulturellen Evolution darstellt – denn die von ihm kontrollierten Medien waren und sind bei diesem Prozess federführend.).
Im Konzept der friedlichen Eroberung kann sich die Rollenverteilung zwischen der unterlegenen und der überlegenen Partei im historischen Ablauf beliebig oft umkehren, je nachdem, auf welcher Seite gerade neue Ideen und Techniken effektiver angewandt werden. Wer auf lange Sicht die „Oberhand“ behält, ist am Ende so gut wie egal, weil die Entwicklung in jedem Fall auf eine Angleichung hinausläuft – Sprache mit vielen übereinstimmenden Begriffen, insgesamt sehr ähnliches genetisches Profil der Bewohner, gleiche Wertvorstellungen. – Indem somit auch China im fliessenden Übergang integrierter Bestandteil der Grossen Allianz wird oder ebenso gut auch andersherum die Allianz Bestandteil Chinas, entsteht eine erweiterte freie Assoziation, deren dann absolut überlegene Dimension bereits die Grundlage für den prinzipiell unbegrenzten Fortbestand von Frieden, Freiheit, Fairness und Demokratie im Sinne des Projekts 2500 bildet und damit den Weg für eine ebenso unbegrenzte freie (Höher-)Entwicklung der individuellen Menschen und ihrer gesellschaftlichen Organisationsform freimacht.
Nirgendwo sonst lässt sich so klar erkennen, dass der Kapitalismus von solchen Chancen und Stabilitäts Prinzipien immer weiter weggeführt wird als in Afrika. Die auf Initiative der UNO - eigentlich also auf Initiative der Geldmagnaten - seit 1949 betriebene Entwicklungshilfe hat zwar auch in Lateinamerika und Asien einige soziale und wirtschaftliche Schieflagen hinterlassen, aber nicht entfernt in solchen Dimensionen wie in Afrika. Die Regelmäßigkeit der Geldzuwendungen aus „westlichen“ Steuergeldern hat den Menschen nur unzureichende Impulse für eine prosperierende soziale und wirtschaftliche Eigendynamik geliefert und stattdessen eine Endlosspirale aus wachsendem Zuwendungsbedarf und wachsenden Zuwendungen in Gang gebracht. Die Emanzipation der Menschen als Voraussetzung einer Überwindung dieser Abhängigkeiten ist Stückwerk geblieben, denn sie hätte eine große Zahl von Vorbildern, also Kolonisten, erfordert, welche ihnen fortschrittliches Wirtschaften mitten unter ihnen vorleben. Zum anderen wäre ein systematisches Ausräumen von Hindernissen und Schwierigkeiten erforderlich gewesen, auf welche kleine Selbständige allenthalben stoßen. Tatsächlich flossen die Entwicklungs Milliarden viel zu wenig der dringend zu belebenden Hilfe zur Selbsthilfe zu, sondern verschiedensten nicht nachhaltigen Projekten. Doch gab es fast stets eine inoffizielle Gewinnerseite, nämlich eine Schar von Politikern, Organisationen, Geschäftsleuten, Beratern, Investoren und internationalen Konzernen.
Die elementare Untauglichkeit der vorherrschenden Entwicklungspolitik in Afrika lässt sich durch eine Gegenüberstellung dreier verschiedener Ansätze der Hilfeleistung verdeutlichen:
Man liefert die benötigten Güter, z.B. Lebensmittel, aus einem entwickelten Land in ein rückständiges und richtet ein Verteilungssystem ein.
Man zeigt den Menschen in dezentralen Projekten, wie man – ohne Bodenzerstörung -- höhere landwirtschaftliche Erträge erzielen kann. Der Ansatz ist als Hilfe zur Selbsthilfe bekannt.
Man bringt Menschen im Wege der Migration aus den Armen in ein wohlhabendes Land.
Eine Umverteilung der Güter - Überschuss hier, Mangel dort – erfordert zunächst den geringsten Aufwand. Demselben Prinzip folgt die Umverteilung der Menschen durch Migration, nur dass dieses Konzept ungleich teurer ist. Schwerer wiegt jedoch, dass jeglicher Form von Umverteilung grundsätzlich die Nachhaltigkeit fehlt. Nur im Verbund mit Hilfe zur Selbsthilfe können die verteilten Mittel den Charakter eines Initialimpuls erhalten, indem sie in Werkzeuge, Gebäude, Fahrzeuge und Weiterbildung investiert werden, die es ermöglichen, eine selbständige Existenz aufzubauen. Hilfe zur Selbsthilfe ist der einzige Weg, der nachhaltig aus Abhängigkeiten befreit und die Emanzipation der einfachen Bürger ermöglicht – und damit die anzustrebende gesellschaftliche Aufwärtsentwicklung. Daher stellt dieser Ansatz auch die Grundbedingung für die dauerhafte Stabilisierung der freiheitlichen Demokratie und Aufrechterhaltung einer fairen Marktwirtschaft dar.
Bis zur Herstellung einer freien Kompatibilität der afrikanischen Nationen mit der übrigen Welt ist es allerdings ein noch unbekannter weiter Weg. Der Einbruch des Kapitalismus mit seiner Pseudo-Entwicklungspolitik hat Afrika in mancherlei Hinsicht hinter seinen Status von 1949 zurückgeworfen, u.a. hat die Korruption zugenommen, ist das Sicherheitsniveau gesunken und hat eine aus dem Ruder gelaufene demographische Entwicklung zu landwirtschaftlichen Übernutzungserscheinungen geführt sowie zu einem exponentiellen Wachstum der Städte, an deren Rändern sich die Elendsviertel ausbreiten. Die eingeführten Elemente der Zivilisation wie moderner Fahrzeugverkehr und fortschrittliches Bauen kommen nur einer Minderheit substanziell zu Gute, während die Mehrheit der individuellen Menschen in der Peripherie der Zivilisation verbleibt, wo sie infolge künstlich behinderter Entfaltungsmöglichkeiten in Abhängigkeiten gehalten wird, letztlich von nicht abreißender Hilfeleistung aus dem „Westen“, deren Verteilung aber größtenteils von den inoffiziell Mächtigen kontrolliert wird.
Hatte schon die Verfolgung freiheitlich denkender Menschen durch die mittelalterlichen Adelsherren gefügige Untertanen geformt, ziehen die heutigen Herren gleich die dafür in Rückständigkeit gehaltene Bevölkerung eines ganzen Kontinents als ihre idealen Untertanen heran. Denn mit dieser wirtschaftlichen Rückständigkeit finden sich alle diejenigen Eigenschaften verbunden, die für sie zählen – unterordnungsgewohnt und unkritisch, leicht im tribalistischen Stil führbar und anspruchslos, vor allem aber unzureichend gebildet, so dass für sie keinerlei Chance besteht, sich aus den Abhängigkeiten zu befreien.
Um diesen „politisch korrekten“ Eigenschaften zum weltweiten Durchbruch zu verhelfen, genügt das Zusammenwirken von drei Faktoren:
Die Antientwicklungspolitik in Afrika, die mit einem drastischen Zuwachs der Einwohnerzahlen einhergegangen ist, konkret seit ihrem Beginn im Jahr 1948 mit einer Versechsfachung und vorprogrammierten mindestens noch zwei weiteren Verdopplungen (also zur Vervierundzwanzigfachung) in diesem Jahrhundert - siehe Schluss-Absatz des Kapitels
Auslösen, Kanalisieren und Steuern der Migrationsströme (durch Waffenlieferungen und Terror, siehe Anhang 6.)
Politische Durchsetzung der Massenimmigration in den Aufnahmeländern mittels entsprechender Machtmittel (siehe Kapitel B 10. gegen Schluss)
Eine Verwirklichung dieses Antikonzepts einer Invasion der zivilisationsführenden Nationen durch ausufernde Migrationsströme aus rückständigen Regionen würde das oben erläuterte Prinzip der gewaltfreien Unterwerfung auf den Kopf stellen. Die unausbleibliche Umkehr der demokratischen Mehrheitsverhältnisse zugunsten weniger zivilisationsangepasster, weniger freiheitsgewohnter Menschen würde das Demokratiedefizit des „Westens“ noch weiter anwachsen lassen - und damit das Machtvakuum, das Geld Magnaten bereits seit Langem zu füllen verstehen.
Wie ernst die Lage für die Zivilisation ist, zeigt eine einfache demographische Übersicht. Aktuell verteilen sich knapp 7 Milliarden der 8 Milliarden Erdbewohner auf 5 große Gruppen bzw. Regionen zu jeweils ungefähr 1,4 Milliarden Menschen, nämlich Afrika, die muslimischen Völker Asiens, Indien, China und die Länder der europäischen Zivilisation einschließlich Russlands. Zwischen Indien und der moslimischen Bevölkerung Asiens liegt eine Überschneidung vor, indem gut 200 Mio. Inder dem Islam angehören. In den beiden oben zuletzt genannten hochzivilisierten Regionen ist nach den gegebenen demographischen Daten insgesamt mit einer Abnahme der Bevölkerung im Verlaufe der nächsten Jahrzehnte zu rechnen. Indiens Bevölkerung wird nur noch moderat anwachsen und ist dabei, mit großen Schritten den Anschluss an die Hochzivilisation zu schaffen. Damit wird sehr bald das gesamte Bevölkerungswachstum der Erde auf die beiden rückständigen Regionen Afrika und das islamische Asien entfallen - und das als exponentielle Entwicklung, also in Verdopplungsschritten. Diese vollziehen sich in Afrika etwa einmal pro Generation. Selbst bei mittleren Fortschritten in der Geburtenkontrolle kann von wenigstens noch einer Verdopplung im muslimischen Asien und zwei Verdopplungen in Afrika im Verlaufe dieses Jahrhunderts ausgegangen werden.
Die Bilanz am Ende des Jahrhunderts sähe dann so aus: Die drei hochzivilisierten Regionen könnten eine Befreiung von den Störeinflüssen des Kapitalismus bereits vorausgesetzt (siehe u.a. Kapitel A 32.) ihre Bevölkerungszahl auf etwa 2/3 der aktuellen stabilisieren – also bei zusammengenommen 2,8 Milliarden Menschen, während ebenfalls 2,8 Milliarden alleine auf das islamische Asien entfielen und 5,6 Milliarden auf Afrika. – Bleiben die kapitalistischen Störeinflüsse bestehen, sind, die zu erwartenden drastischen Kriegsfolgen nicht einmal eingerechnet, demographische Verwerfungen in einer Größenordnung absehbar, welche das Ende der freiheitlichen und weitgehend demokratischen Zivilisation nach sich ziehen würden. Die Mächtigen haben bereits über die passende „Lösung“ nachgedacht, nämlich Globalisierung pur unter dem Zepter der UNO und damit des Finanzimperialismus – siehe Anhang C 5.